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Der neue Parteichef der sozialistischen Partei in Spanien, Pedro Sanchez.
Madrid - Der Abgeordnete und Ökonom Pedro Sanchez wird neuer Parteichef der oppositionellen sozialistischen Partei in Spanien (PSOE). Der bis vor kurzem noch weitgehend unbekannte 42-Jährige soll die Partei aus der schwersten Krise in der jüngeren Geschichte führen. Die PSOE hatte die knapp 200.000 Mitglieder am Sonntag erstmals zu einer direkten Wahl des Vorsitzenden aufgerufen.
Sanchez setzte sich mit 48,5 Prozent gegen den Fraktionsvorsitzenden Eduardo Madina mit 36 Prozent und den Philosophie-Professor Jose Antonio Perez Tapias mit 15 Prozent der Stimmen durch, wie die Partei am Abend nach Auszählung von vier Fünftel der Stimmen mitteilte.
PSOE in der Krise
Der bisherige Vorsitzende, Alfredo Perez Rubalcaba, war Ende Mai nach dem desaströsen Abschneiden der PSOE bei den Europawahlen zurückgetreten. Sein Nachfolger soll nun beim außerordentlichen Parteikongress am 26. und 27. Juli ins Amt gehoben werden. Die PSOE, die neben der regierenden konservativen Volkspartei (PP) über Jahrzehnte das politische Geschehen in Spanien dominierte, steckt in einer tiefen Krise. Seit Beginn der Wirtschaftskrise haben vor allem die Sozialisten durch neue Parteien Konkurrenz von links bekommen.
Die Hoffnungen auf eine Erneuerung der Partei ruhen nun auf Sanchez, der erst seit 2013 als Nachrücker im Parlament sitzt. Wegen seines einnehmenden Lächelns und seiner Telegenität wird der 42-jährige Wirtschaftswissenschaftler auch "Pedro el Guapo" ("der schöne Pedro") genannt. Sein größter Konkurrent, der Baske Madina, stand im Gegensatz zu Sanchez für das Partei-Establishment.
Ministerpräsidentin verzichtete auf Kandidatur
Bei der Wahl hatten prominente PSOE-Politiker wie die Regierungschefin von Andalusien, Susana Diaz, die Ex-Verteidigungsministerin Carme Chacon oder der frühere baskische Ministerpräsident Patxi Lopez eine Kandidatur abgelehnt. Der Verzicht der andalusischen Ministerpräsidentin dürfte den Erfolg des künftigen Parteichefs begünstigt haben. Sanchez erhielt in Spaniens bevölkerungsreichster Region im Süden des Landes einen großen Teil der Stimmen.
In seiner Bewerbungsrede am Sitz der PSOE in Madrid gab sich Sanchez betont bodenständig. Er sei ein einfacher Parteiaktivist, der erst vor eineinhalb Jahren in die Politik gegangen sei, sagte er und versprach unter anderem, sich für die "Schwachen" und die "Einheit Spaniens" einzusetzen.
Ob der neue Vorsitzende auch Spitzenkandidat seiner Partei für die Parlamentswahlen im kommenden Jahr wird, ist noch unklar. Alle drei Kandidaten hatten sich darauf verständigt, dass der Spitzenkandidat erst im November bei einer weiteren Wahl bestimmt wird. (APA, 14.7.2014)