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Lionel Messi erbricht hinter Mats Hummels Rücken.

Foto: AP/Hadebe

Rio de Janeiro - Die finstere Miene hellte sich nur für einen kurzen Moment auf. Lionel Messi blinzelte hinüber zum goldenen Weltpokal, dann sputete er sich beim Weg durch das Ehrenspalier. Er nahm den Golden Ball als Auszeichnung für den besten Spieler des WM-Turniers fast gleichgültig entgegen, stellte sich kurz den Fotografen und verschwand hinter Manuel Neuer, der stolz noch seine Trophäe als bester Torhüter der WM hochreckte.

"Der Goldene Ball zählt in diesem Moment nicht viel für mich. Ich wollte nur den WM-Pokal in die Höhe heben", sagte Argentiniens "Messias" nach dem 0:1 nach Verlängerung im WM-Finale gegen ein Deutschland, das er mit einem gefährlich Schuss gleich nach der Halbzeitpause ins Schwitzen gebracht hatte.

Maradonas Kritik

Was Messi nicht wollte, habe er auch gar nicht verdient, schimpfte unterdessen sogar der Mann, dem er so gerne als Weltmeister hatte nachfolgen wollen. Er würde "Lio" ja blind den Himmel schenken, sagte Diego Maradona, aber Messis Auszeichnung zum Spieler des Turniers sei selbst ihm zu viel. "Wenn diese Marktschreier wollen, dass er etwas gewinnt, was er eigentlich nicht verdient hat, dann ist das ungerecht", sagte der Weltmeister von 1986 in seinem TV-Programm "De Zurda" nach dem zweiten verlorenen WM-Finale in Folge gegen die Deutschen. Und Maradona gab zu: "Das Tor tut mir in der Seele weh."

Messis Auswürfe

So mancher Zuschauer dürfte gar nicht registriert haben, dass Messi sich auch im Finale neuerlich übergeben musste. Vielleicht waren diese mitunter nicht so blumigen Bilder der zentralisierten Fernsehmacht FIFA genauso wenig genehm wie die Flitzer, die durch die Stadien eilen. Messi war eindeutig gehandicapt, Symptome einer chronischen Krankheit zeigten sich beim 27-Jährigen bereits während der abgelaufenen Saison mit dem FC Barcelona, wo er unter heftigen Brechattacken gelitten hatte. So lassen sich keine zweistelligen Kilometer auf dem Rasen abspulen. Teilweise sah es während des WM-Turniers so aus, als sei Messi am Ende.

Attacken anderer Art wurden derweil gegen Schiedsrichter Nicola Rizzoli geritten. Der Italiener hätte nach Neuers spektakulärer Rettungstat am Strafraumrand gegen Gonzalo Higuaín (57.) auf den Elfmeterpunkt zeigen müssen. Wie es im WM-Finale 1990 auch Edgardo Codesal hätte tun sollen. Der Mexikaner pfiff damals einen aus argentinischer Sicht unberechtigten und entscheidenden Strafstoß für die Deutschen. "Ein erneuter Diebstahl", titelte dann auch "Olé".

Auch Argentiniens Coach Alejandro Sabella konnte seine Enttäuschung kaum hinter der gewohnt stoischen Miene verbergen. "Natürlich sind wir sehr traurig", sagte er, aber er betonte auch: "Alle können sich in den Spiegel schauen. Die Spieler verdienen es, daheim gut empfangen zu werden. Sie haben ein wunderbares Turnier abgeliefert. Sie haben sich für die Farben Argentiniens aufgeopfert." Und dennoch: "Es bleibt ein bitterer Nachgeschmack." (sid/vet, 14.7.2014)