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Bald wird das Wrack von der Unglücksstelle verschwunden sein.

Foto: EPA/CLAUDIO GIOVANNINI

Rom – Zweieinhalb Jahre nach dem tragischen Unglück mit 32 Toten vor der italienischen Insel Giglio schwimmt das havarierte Kreuzfahrtschiff Costa Concordia wieder. Das Wasser wurde mit komprimierter Luft aus 30 Schwimmkörpern an beiden Flanken des mehr als 114.000 Tonnen schweren Kolosses gedrückt. Die Tanks trieben auf und hoben so das Schiff an.

Anschließend sollte das Wrack 30 Meter aufs Meer geschleppt und dort verankert und befestigt werden, um die letzten Schwimmkörper in ihre richtige Position zu bringen. Der Plan schreite wie vorgesehen voran, versicherte der italienische Umweltminister Gianluca Galletti.

Die erste Phase, bei der das Wrack um insgesamt zwei Meter angehoben wird, dürfte sechs Stunden dauern. Insgesamt soll der Rumpf aus einer Wassertiefe von 30 Metern um 13 Meter angehoben werden. "Die heutigen Phasen sind komplex und heikel", gab Zivilschutzchef Franco Gabrielle zu.

Taucher, Ingenieure, Biologen

500 Fachleute arbeiten rund um die Costa Concordia, 120 davon sind Taucher, 50 davon Ingenieure. 30 Schiffe und Boote werden im Rahmen der Abschleppung eingesetzt. Im Einsatz sind auch zehn Biologen der Universitäten von Rom und Genua, die mögliche umweltbelastende Auswirkungen der Abschleppung auf das Meer kontrollieren werden.

"Wir werden bis zuletzt jede Phase der Arbeiten kontrollieren, um sicher zu sein, dass die Umwelt nicht belastet wird", sagte Galletti.

Eineinhalb Milliarden Kosten

Nach dem erfolgreichen Aufschwimmen soll die Costa Concordia etwa 350 Kilometer weit durch das Mittelmeer bis nach Genua geschleppt werden. Bei einer Geschwindigkeit von knapp vier Kilometern pro Stunde braucht der Koloss dafür circa fünf Tage. Zwei Jahre wird dann das Verschrotten des Schiffs dauern. Bis zu 80 Prozent der Materialien sollen nach Angaben der Verantwortlichen recycelt werden.

Die Abwrackung wird voraussichtlich eineinhalb Milliarden Euro kosten, berichtete der Geschäftsführer der Reederei Costa Crociere, Michael Thamm, am Montag bei einer Pressekonferenz auf der Insel Giglio.

Umweltminister freut sich über Jobs

Thamm betonte, dass man die Schäden der Havarie für den Costa-Crociere-Mutterkonzern Carnival noch nicht genau berechnen könnte. "Es gibt Kollateralschäden, die man schwer beziffern kann, sie sind jedoch beträchtlich", sagte der Geschäftsführer. Thamm zeigte sich erfreut, dass die Costa Concordia seit Montag wieder schwimmfähig ist. "Ich bin sehr glücklich, dass die Vorbereitungsarbeiten gelungen sind. Die Operation zum Abtransport hat unter guten Voraussetzungen begonnen, jetzt müssen wir so weitermachen", berichtete der Deutsche.

"Wir sind zufrieden, dass die Abwrackung in Italien erfolgt, so dass dank der Costa Concordia neue Jobs entstehen können", fügte Italiens Umweltminister hinzu.

Mitverantwortung des Betreibers

Das Kreuzfahrtschiff war am 13. Jänner 2012 mit mehr als 4.200 Menschen an Bord vor der Insel Giglio auf Grund gelaufen, 32 Menschen starben. Zum Zeitpunkt des Unglücks befanden sich 77 Österreicher auf der Costa Concordia, die sich alle retten konnten.

Die Reederei Costa Crociere, die zum US-Kreuzfahrtriesen Carnival gehört, hat ihre Mitverantwortung eingestanden, da mehrere Angestellte des Unternehmens für die Havarie verantwortlich gemacht werden. (APA/red, derStandard.at, 14.7.2014)