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Der "Killer mit dem Kindergesicht" im Traumland.

Foto: apa/epa/aguilar

Madrid - James Rodríguez ist keiner von den Lauten. Sein Gesicht wirkt bubenhaft. In den Straßen wäre er bis vor kurzem kaum aufgefallen. Aufgefallen ist Rodríguez, seit Samstag 23-jährig, auf Fußballplätzen. Vor allem jüngst auf brasilianischen. Nur knapp scheiterte er mit Kolumbien im Viertelfinale am Gastgeber (1:2). Sechs Treffer erzielte er in den fünf Partien seines Teams. Eine Marke, die kein Müller, kein Messi, kein Van Persie mehr übertreffen sollte.

"Zuerst einmal danke ich Gott", sagte Rodríguez nach seiner Ehrung mit dem Goldenen Schuh. Dann dankte er noch seinen Mannschaftskameraden, ohne die das alles nicht möglich gewesen sei. Zuallererst aber darf der Stürmer sich selbst danken. Für sein fußballerisches Können. Das hat ihn zum "König von Kolumbien" und zu einem äußerst wertvollen Mann gemacht. 115 Millionen Euro forderte sein Klub, der französische Erstligist AS Monaco ursprünglich als Ablösesumme. Zum teuersten Fußballer (Real Madrid zahlte im September zwischen 90 und 100 Millionen Euro für den Waliser Gareth Bale) scheint er nicht zu werden, aber ein Königlicher. Wie Bale.

Sechs Jahre Vertrag

Spanischen Medienberichten zufolge sei die Einigung bereits erfolgt. Der Champions-League-Sieger wollte zwischen 70 und 75 Millionen Euro für das Talent aus Cúcuta zahlen, es für sechs Jahre verpflichten und ihm ein Jahresgehalt von sechs bis sieben Millionen überweisen. Rodríguez hatte schon zuvor gesagt, dass mit einem Wechsel zu Real ein Lebenstraum in Erfüllung ginge.

Dort wird er Toni Kroos näher kennenlernen. Auch der 24-Jährige nutzte die WM, neben der Tatsache mit Deutschland den Titel zu holen, zum Marketing. Auch er wird zu Real wechseln, wie er Medienberichten zufolge bestätigt haben soll. Von 30 Millionen Euro Ablöse an den FC Bayern war die Rede. Der Mittelfeldmann, der in Brasilien zwei Tore erzielte, hat beim deutschen Meister noch einen Vertrag bis 2015. Die Bayern wollen Kroos intern ersetzen. Nach dem Kauf des spanischen Außenverteidigers Juan Bernat ist David Alaba laut Sportvorstand Matthias Sammer eine Option fürs Mittelfeld - dort agiert er auch im Team. WM-Goldtorschütze Mario Götze könnte künftig ebenso eine tragende Rolle spielen wie Xherdan Shaqiri. Der Schweizer, der es auf drei WM-Treffer brachte, sei, so Sammer, ein "wichtiger Spieler für die Zukunft".

Sami Khedira, der das Finale verletzungsbedingt verpasste, droht indes der Verkauf von Real. Gerüchten aus England zufolge wird er an Arsenal abgegeben - für 30 Millionen Euro, womit zumindest der Kroos-Einkauf gedeckt wäre. Transfers weiterer in Brasilien verhaltensauffälliger Kicker waren schon zuvor bekannt geworden. Der Uruguayer Luis Suárez und Chiles Torhüter Claudio Bravo etwa wechseln zum FC Barcelona. (sid/rie, DER STANDARD, 15.7. 2014)