Wien - "Ich habe den Tod immer als vollkommen überflüssig empfunden, als beleidigend", sagte Gert Voss einmal in einem Interview mit "profil". "Schon als junger Mensch hatte ich Angst vor dem Tod. Ich dachte immer: Das ist der listigste Feind, den man hat." Nun hat ihn dieser Feind im Alter von 72 Jahren tatsächlich überlistet: Der Burgschauspieler starb am Sonntag nach kurzer, schwerer Krankheit.

Die deutschsprachige Theaterwelt reagierte mit großer Bestürzung auf diesen für viele plötzlichen Tod: Als wahrhaftiges Theatergenie bezeichnete Claus Peymann seinen "wichtigsten Weggefährten meiner Theaterarbeit". Voss sei ein "grandioser, herzzerreißender Komiker - und zugleich furchteinflößender Dämon" gewesen.

"Die Leute sind wegen Voss ins Theater gegangen. Weil seine Spielweise eine sehr scharfe, gefährliche und riskante gewesen ist. Immer mit vollem Einsatz, und nie locker und leicht. Sondern er brannte für seine Rollen", sagte der Dramaturg Hermann Beil Montagmittag zum Radiosender Ö1.

Tief getroffen zeigte sich auch der ehemalige Burgtheaterdirektor Klaus Bachler. Er sei dankbar, mit Voss zehn Jahre an der Burg verbracht zu haben dürfen und "dankbar für die vielen Gestalten voll Magie, Phantasie und Haltung". Die interimistische Burgtheater-Direktorin Karin Bergmann würdigte den "Spieler-Titan", der "im Theaterolymp angekommen" war. Mit Gert Voss verliere das Burgtheater "einen virtuosen Charakterdarsteller mit phänomenaler Strahlkraft."

Als "einen dieser ganz Großen, zu denen wir jüngeren Kollegen aufsahen", würdigte Cornelius Obonya, der aktuell wie einst Voss (1995 bis 1998) den legendären "Jedermann" bei den Salzburger Festspielen verkörpert, seinen Schauspielkollegen.

"Nahezu majestätisch"

Auch zahlreiche heimische Politiker würdigten den 1941 in Shanghai geborenen und in Deutschland aufgewachsenen Schauspieler, der 1986 mit Claus Peymann von Bochum ans Burgtheater kam. "Mit Gert Voss haben wir einen einzigartigen Charakterdarsteller und ganz Großen der deutschsprachigen Bühne verloren", sagte Bundeskanzler Werner Faymann anlässlich Todesnachricht. "Als Ensemblemitglied des Burgtheaters habe "er dem heimischen Publikum unzählige berührende Theaterabende geschenkt. In seinen vielfältigen Rollen hat er es immer verstanden, die Menschen in seinen Bann zu ziehen".

Für Kulturminister Josef Ostermayer war Voss "nahezu majestätisch", Wiens Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny (beide SPÖ) hielt fest: "Er lebte für das Theater und das Theater lebte durch ihn."

Die Stadt Wien wird der Familie - der Dramaturgin Ursula Voss sowie deren Tochter Grischka, ebenfalls Schauspielerin - ein Ehrengrab anbieten. Für Grünen-Klubobfrau Eva Glawischnig war der Schauspieler, der zuletzt in der Hartmann-Inszenierung von Tschechows "Onkel Wanja" und Luc Bondys Festwochenproduktion "Tartuffe" brilliert hatte, ein "Gigant der Schauspielkunst".

ÖVP-Kultursprecherin Maria Fekter würdigte den "König des Burgtheaters". "Als Sterbender auf der Bühne hat er den Tod lebendig gemacht und dem Leben die Endlichkeit vor Augen geführt", erinnerte NEOS-Kultursprecherin Beate Meinl-Reisinger an den großen Schauspieler. Bundeskanzler Werner Faymann (SPÖ) bedankte sich für die "unzähligen berührenden Theaterabende", die Voss seinem Publikum geschenkt habe. (APA/red, 14.7.2014)