Jogi Löw nach der Halbzeitpause.

Foto: Screenshot/ARD

Die Weltmeisterschaft ist geschlagen, mit Deutschland ist ein letztlich würdiger Gewinner gekürt. Den Titel für die beste inszenatorische Leistung darf die Fifa sich selbst überreichen. Der Fußballverband kontrollierte die Bilder mit größter Sorgfalt.

Also sahen die Zuschauer Sonntagabend nicht den Flitzer im Maracanã. Ein fast Nackerter auf dem Spielfeld durfte König Fußball auf keinen Fall anpatzen. Zu sehen war das Stadionoval von oben, bis das Malheur beseitigt war. Umgekehrt war ein Blick auf Jogi Löw erlaubt, wie er am Beginn der Verlängerung vom Innenraum hinaustrat und so aussah, als würde er einen Toilettefehler korrigieren. Es darf spekuliert werden: Hat die Fifa das etwas peinliche Bild vom mit flinker Hand den Reißverschluss ziehenden Nationaltrainer inszeniert, um dem Gastgeber und großen Verlierer Brasilien ein kleines, hämisches Dankeschön live zu überreichen?

Wahrscheinlicher ist, dass Löws Handgriff dem wachsamen Auge der Fifa entgangen ist und damit ein Moment Authentizität freigelegt wurde, die im Fußball geschätzt wird.

Wie überhaupt die Fifa Deutschland inszenatorisch zu großem Dank verpflichtet ist: Nach dem großen Drama gegen Brasilien wurde auch am Sonntag vermittelt, worum es bei sportlichem Wettkampf geht: Nicht bloß ums Siegen, sondern vor allem auch um den Schmerz davor. Keiner demonstrierte das so unermüdlich wie Bastian Schweinsteiger, den wir schwitzen, stürzen, bluten sahen. Der schauspielreife Auftritt wurde belohnt: Am Ende wippte die Kanzlerin fröhlich die Fäuste in die Höhe. Die deutschen Fans zuckten aus, argentinische trauerten. Ein Bild von einem Schluss. (Doris Priesching, DER STANDARD, 15.7.2014)