Endlich war der Tagesordnungspunkt an der Reihe, auf den alle gewartet hatten: 85 Wortmeldungen gab es zum Thema "Frauen im Bischofsamt". Das sei ja nun der dritte Anlauf binnen zwei Jahren, erinnerte Tagungsleiter John Sentamu am Montagmittag seine Mit-Synodalen. "Inzwischen müsstet ihr eigentlich kapiert haben, wie’s geht." Leisem Kichern im Saal folgte befreiter Applaus nach dem nächsten Satz des Erzbischofs von York: Er werde jenen Rednern das Mikrophon abdrehen, "die bereits gemachte Argumente langweilig wiederholen".

Natürlich kam es in der Debatte dann doch zu langweiliger Wiederholung altbekannter Argumente – schließlich hat die anglikanische Staatskirche von England dies zu einer neuen Kunstform verfeinert. Spätnachmittags aber endete die Abstimmung mit dem Ergebnis, für das Sentamu und seine Bischofskollegen geworben hatten: Die Mutterkirche der weltweiten anglikanischen Gemeinschaft ermöglicht Frauen den Zugang zum Bischofsamt. Wenn alles gutgeht, erfährt das neue Kirchengesetz im Herbst die notwendige Zustimmung im britischen Parlament. Bereits im Advent könnten dann die ersten Frauen in englische Bischofsämter berufen werden.

Der jetzt beendete Streit dauert schon seit 1992. Damals stimmte die übergroße Mehrheit der Ordination von Frauen zu Priestern zu. Die eigentlich logische Anschlussfrage, ob aus Priesterinnen auch Bischöfinnen werden dürften, blieb unbeantwortet. Das nutzten all jene Traditionalisten, die nicht schon damals zu den Katholiken übergelaufen waren, zu einem zähen Rückzugsgefecht.

Den vorläufig letzten Höhepunkt erreichte der Kampf gegen die Moderne im November 2012. Die damalige Londoner Synode nahm zwar einen vorgeschlagenen Kompromiss mehrheitlich an. Doch weil bei den Kirchenlaien, anders als bei Bischöfen und Hauptamtlichen, die erforderliche Zweidrittel-Mehrheit um sechs Stimmen verfehlt wurde, mussten die 1781 Priesterinnen erneut auf die Gleichbehandlung mit ihren 6017 männlichen Kollegen warten.

"Der Heilige Geist am Werk"

Damals sei "der Heilige Geist am Werk gewesen", behauptete am Montag Elaine Storkey, eine der Nein-Sagerinnen. Was ein eilends einberufener Sonderausschuss seither an weiteren Kompromiss-Ideen erarbeitete, hat Storkey zur Umkehr bewegt: Sie werde diesmal zustimmen, teilte sie der Synode mit. Und tatsächlich kam diesmal auch bei den Kirchenlaien die Zweidrittel-Mehrheit zustande, wenn auch knapp.

Zur Abstimmung stand damals wie heute ein Kompromiss, den die Frauenrechtlerinnen in der Kirche als ziemlich faul empfinden: Einerseits wird Priesterinnen nun auch in England der Weg in die Kirchenhierarchie geebnet. Andererseits dürfen sich Gemeinden einem männlichen Alternativkandidaten unterstellen, "wenn sie sich mit der Idee einer weiblichen Geistlichen nicht anfreunden können".

Sämtliche 43 Diözesen in England haben dem neuen Gesetzeswerk ihren Segen erteilt. Am Widerstand der angeblich Bibeltreuen hat das nichts geändert. "Da kommt harte Arbeit auf uns zu", warnt Justin Welby, Erzbischof von Canterbury, das geistliche Oberhaupt der anglikanischen Gemeinschaft, seine Mitgläubigen. (Sebastian Borger aus London, DER STANDARD, 15.7.2014)