Wien - Österreichs Wirtschaft steht laut Bank-Austria-Ökonomen derzeit besser da als im Sommer des Vorjahres, zeigte im ersten Halbjahr aber wenig Dynamik. Mit einer Verbesserung im zweiten Halbjahr wird gerechnet, die Wirtschaftspolitik könnte aber gefordert sein. Nach wie vor schwach entwickelt sich der Arbeitsmarkt.

"Die Stimmung der österreichischen Wirtschaft präsentiert sich im Sommer zwar deutlich besser als noch vor einem Jahr, sie konnte sich seit Jahresbeginn aber nicht mehr verbessern und an den Aufschwung des zweiten Halbjahres 2013 anschließen", so Bank-Austria-Chefökonom Stefan Bruckbauer in einer Pressemitteilung von heute, Dienstag.

Der heute veröffentlichte Bank Austria Konjunkturindikator für Juni liegt bei 0,8 Punkten und blieb damit im Verlauf des ersten Halbjahres relativ konstant, aber deutlich über dem Wert von Juni 2013 (minus 0,1 Punkte).

Die Enttäuschung über die Entwicklung im ersten Halbjahr ist nach Ansicht der Bank-Austria-Volkswirte etwas überzeichnet, vor allem wegen Besonderheiten und einer speziellen Rolle des Wetters im ersten Quartal. Ohne die wetterbedingte schwache Energienachfrage in den ersten drei Monaten "wäre das Wachstum im ersten Quartal doppelt so hoch ausgefallen", so Bruckbauer. Ähnliches gelte für viele Länder der Eurozone.

Dynamik

Österreichs Wirtschaft könnte nach Einschätzung der Bankvolkswirte im zweiten Halbjahr "deutlich dynamischer" wachsen als in der ersten Jahreshälfte "und damit erscheinen 1,5 Prozent Wachstum für 2014 noch möglich", heißt es in der heutigen Pressemitteilung. 2015 werde das Wachstum dann wieder zumindest 2 Prozent erreichen. "Die zunehmend abflauenden negativen Effekte der Haushaltskonsolidierung auf den Konsum im Euroraum sollten in den nächsten Monaten schwächer werden, auch ist in vielen Ländern bereits eine Trendwende am Arbeitsmarkt eingetreten."

Als Risiken für die weitere Erholung sehen die Experten der Bank Austria vor allem in einer möglichen Eskalation der in den Konfliktherden wie Ukraine und Naher Osten oder einem erneuten erkennbaren Rückfall der Stimmungsindikatoren. In diesem Fall wäre die Politik ebenfalls stark gefordert. Sollten im zweiten Halbjahr negative Überraschungen auftreten bzw. die Erholung erneut an Tempo verlieren, ist sowohl die Fiskalpolitik als auch die Geldpolitik gefordert, rasch Gegenmaßnahmen zu ergreifen. Für beides gibt es bereits Signale" meint Bruckbauer.

Zur Enttäuschung im ersten Halbjahr beigetragen habe auch die schwache Importnachfrage vieler Schwellenländer, allen voran Russland. Österreichs Exporte hätten dadurch in den ersten Monaten etwas an Dynamik verloren. Dies habe die positive Exportentwicklung im Euroraum und Mittel- und Osteuropa überlagert.

Die Industrieproduktion sei leicht gestiegen, die Dynamik aber zu schwach für deutliche Impulse am Arbeitsmarkt gewesen, so die Bank Austria-Ökonomen. Dies habe gemeinsam mit der schwachen Beschäftigungsentwicklung am Bau und im Tourismus zur Enttäuschung am Arbeitsmarkt beigetragen, obwohl es im Dienstleistungssektor weiter neue Arbeitsplätze gebe. Für den deutlichen Anstieg der Arbeitslosenrate auf über 8,5 Prozent verantwortlich seien auch strukturelle Ursachen. Neben der etwas zu schwachen Beschäftigungsdynamik belasten laut Bruckbauer "auch der Verdrängungswettbewerb und das steigende Arbeitskräfteangebot den Arbeitsmarkt." (APA, 15.7.2014)