Rund 800 Pinzgauer hat das Bundesheer bereits ausgeschieden - fast 700 davon sollen nun womöglich auf einmal verkauft werden.

Foto: Bundesheer

Wien - Wenn das niederösterreichische Jägerbataillon "Kopal" kommende Woche zur Übung "Sommergewitter" ausrückt, werden die rund 500 aus dem Milizstand einberufenen Soldaten ausreichend Fahrzeuge haben. Was sie erst bei näherem Hinschauen an den taktischen Kennzeichen erkennen können: Diese Fahrzeuge gehören nicht ihrem eigenen Verband, sondern müssen von anderen Truppenkörpern ausgeborgt werden.

Die seit Mitte der 1970er-Jahre bewährten Pinzgauer werden nämlich derzeit im großen Stil ausgemustert. Fahrzeuge, bei denen Reparaturen von mehr als 2000 Euro zu erwarten sind, mussten von den einzelnen Einheiten in den letzten Wochen abgegeben werden, es fehlt an Geld für Instandsetzung. Infanterie muss zu Fuß gehen oder mit dem Bus zum Schießplatz fahren, taktische Fahrausbildung findet bei vielen Truppenkörpern nicht mehr statt.

Zu besichtigen in Graz und Wals

Wer wissen will, was aus den guten alten Pinzgauern geworden ist, wird auf der Website des Bundesheeres fündig: Dort steht, dass die leichten Lkws am Donnerstag dieser Woche im Heereslogistikzentrum Graz und ein anderer Teil am Freitag in Wals besichtigt werden können. Bis 28. August wird ein Kaufangebot erwartet, einen Monat nach Vertragsabschluss müssen die Autos weg sein.

Es handelt sich um 382 Stück zweiachsige Pinzgauer 710 mit Planenverdeck, weitere 24 Zweiachser mit Kastenaufbau, 182 dreiachsige Pinzgauer 712M-AB mit Planenverdeck und 111 Dreiachser 712 mit festem Aufbau.

Wer jetzt so ein Auto haben will, kann es aber nicht einfach kaufen. Das Verteidigungsministerium will jede der Positionen nur komplett verkaufen - am liebsten alle 699 Stück in Bausch und Bogen, so weit vorhanden auch mit Ersatzteilen.

Ideal für Zwischenhändler

Dieser rasche Abverkauf hat Kritiker im Heer skeptisch gemacht: So ein Angebot könnte auf einen Zwischenhändler maßgeschneidert sein, der dann hunderte Pinzgauer einzeln zu einem wesentlich höheren Preis verkaufen könnte.

Besser wäre es nach Ansicht der Bundesheerkritiker, es so wie die Schweizer zu halten: Wenn die Schweizer Armee überschüssige Rüstungsgüter zu verkaufen hat, so tut sie das über eine eigene Agentur - auf der Website armyliqshop.ch findet man, was die Eidgenossen nicht mehr zur Verteidigung brauchen.

Enttäuschende Versteigerung

Im Verteidigungsministerium ist man anderer Meinung: "Wir haben es bei einer ersten Charge von etwa 100 Fahrzeugen versucht, die haben wir über das Dorotheum versteigert", erklärt Presseoffizier Michael Bauer. Es habe sich aber gezeigt, dass auf diese Art nicht die gewünschten Preise zu erzielen waren.

Im Verteidigungsministerium hofft man, für die zwischen 1973 und 1980 gebauten Fahrzeuge noch 10.000 bis 14.000 Euro je Stück zu erlösen. Im Internet sind allerdings Pinzgauer mit Sanitätsaufbau schon um 8000 Euro zu finden.

Der Preis hängt natürlich vom Zustand der Fahrzeuge ab - da geht es nicht nur um den erwarteten Reparaturbedarf, sondern auch um den Kilometerstand. Ein als Fernmeldefahrzeug eingesetzterPinzgauer ist wesentlich weniger bewegt worden als etwa ein Aufklärungsfahrzeug.

Wer solche Fahrzeuge überhaupt kauft? Die Einsatzgebiete reichen von der Bergrettung bis zur privaten Expedition - unter den Einzelkäufern fanden sich bisher auch Oldtimer-Fans aus östlichen Nachbarländern, Landwirte und Jäger. Wer das geländegängige Fahrzeug nur im Jagdrevier einsetzt, scheut auch den hohen Treibstoffverbrauch nicht. (Conrad Seidl, DER STANDARD, 16.7.2014)