Gut drei Jahre nach der Vorstellung von Google+ hat Softwarehersteller Google die wohl umstrittenste Regelung rund um sein soziales Netzwerk gekippt: Wie das Unternehmen in einem Posting festhält, verabschiedet man sich vom Klarnamenzwang und erlaubt somit nun auch ganz offiziell die Verwendung von Pseudonymen.
Kritik
Die Klarnamenregelung hatte Google scharfe Kritik eingebracht, da sie viele Personen ausschließt, die durchaus gute Gründe haben, nicht ihren echten Namen in einem sozialen Netzwerk verwenden zu wollen. Das gesteht nun auch Google selbst ein und entschuldigt sich in dem Posting bei den betroffenen Nutzern.
Nymwars
Die Sperre von zahlreichen Accounts hatte damals zu den sogenannten "Nymwars" geführt, die dem Vernehmen nach auch innerhalb von Google zu intensiven Streitigkeiten geführt haben. So sollen einige Mitarbeiter aus Protest gegen den Klarnamenzwang gar dem Unternehmen den Rücken gekehrt haben. Über die Jahre hat Google die Durchsetzung dieser Regelung deutlich reduziert, sich aber offiziell nie davon verabschiedet.
Relevanz
Die jetzige Ankündigung hat aber auch weit über das soziale Netzwerk hinaus Relevanz. Sind doch längst zahlreiche andere Services an den Google+-Account gebunden, etwa Gmail, Youtube oder auch der Google-Play-Zugang.
Motivsuche
Unklar bleibt, warum sich Google gerade jetzt zu diesem Schritt durchringen konnte. Eine Rolle könnte dabei gespielt haben, dass Google derzeit - nicht zuletzt angesichts der NSA-Spionageaffären - wieder verstärkt versucht, die Privatsphäre der Nutzer in den Vordergrund zu stellen, zumindest nach außen. Zudem hatte der langjährige Google+-Chef Vic Gundotra vor einigen Monaten das Unternehmen verlassen. Dieser galt als scharfer Verfechter der Klarnamen-Policy. (Andreas Proschofsky, derStandard.at, 16.7.2014)