Schneller als erwartet präsentierte die Wiener SP mit Georg Niedermühlbichler ihren neuen Parteimanager. Der 48-Jährige, der Präsident der Mietervereinigung bleibt, sieht für 2015 einen schwierigen Wahlkampf dräuen, an dessen Ende wieder die Absolute stehen soll.
Wien - Bürgermeister Michael Häupl streute dem neuen SP-Landesparteisekretär bei der Präsentation am Rathausplatz Rosen: "Wir sind alte Freunde", sagte er. "Das Verhältnis ist optimal, der Umgang vertraut. Der neue Parteimanager kennt die Partei, er hat Organisationserfahrung und kommunikative Fähigkeiten."
Die wohlwollenden Worte des Bürgermeisters waren nicht überraschend, schließlich war Niedermühlbichler seine Wahl. Die offizielle Beschlussfassung wird Ende August im Parteivorstand nachgeholt. Die vorab informierten Mitglieder stünden aber vollends hinter der Entscheidung Häupls. Katharina Schinner, seit Oktober 2013 Landesparteisekretär-Stellvertreterin, bleibt in der zweiten Reihe.
Niedermühlbichler musste sich nach dem überraschenden Rücktritt von Christian Deutsch am Montag kurzfristig entscheiden. Schließlich gilt sein Job als Präsident der Mietervereinigung Österreich als machtvolle Manager-Position. Gewählter Präsident werde er bleiben, sagte er dem Standard. Die geschäftliche Tätigkeit werde er aber zurücklegen, um sich der politischen Arbeit zu widmen. Die Erwartungen, die in ihn als Kampagnen-Manager für den Wien-Wahlkampf 2015 gesetzt werden, sind hoch.
"Die Zurückeroberung der absoluten Mehrheit ist das Ziel", wiederholte er das, was Häupl als Direktive vorgab. Geht sich das nicht aus, sei eine Fortführung der rot-grünen Koalition eine mögliche Variante. "Die Zusammenarbeit ist sehr gut", sagte Niedermühlbichler. "Aber eine absolute Mehrheit wäre das Beste. Hinter dem, wie Wien jetzt dasteht, steht eine Partei." Die Wohnthematik in Wien dürfte eine zentrale Rolle im Wahlkampf spielen.
Zunächst gilt es aber für Niedermühlbichler, Konflikte und Streitpunkte innerhalb der Partei aus dem Weg zu räumen und die Basis zu mobilisieren. Sozialdemokraten, die mit den Grünen sympathisieren, will er ebenso ansprechen wie misstrauische Wähler. Das soll ihm besser gelingen als Deutsch, der als nicht übermäßig kommunikativ galt. "Niedermühlbichler zeigt, dass Parteiarbeit Spaß machen kann", sagte Häupl. "Den Schweiß soll man halt nicht sehen." Als Gemeinsamkeit mit Häupl nannte Niedermühlbichler nicht nur das Faible für den Fußballklub Austria Wien, sondern auch das sozialdemokratische Elternhaus. "Das ist in Tirol nicht selbstverständlich."
Niedermühlbichler, der als 17-Jähriger nach Wien zog, ist seit 2005 Landtagsabgeordneter und Mitglied des Gemeinderats. Der ausgebildete Elektroinstallateur und Einzelhandelskaufmann arbeitete bei Wienstrom, ehe er von 1998 bis 2006 als Bezirksgeschäftsführer die Geschicke der SP in der ÖVP-dominierten Inneren Stadt leitete. Kundige zeigten sich verwundert, dass er nicht auf einen Stadtrats-Posten nach der Wien-Wahl 2015 wartete: So war Bundeskanzler Werner Faymann einst Geschäftsführer und Landesvorsitzender der Wiener Mietervereinigung, ehe er 1994 Wohnbaustadtrat wurde. (David Krutzler, DER STANDARD, 17.7.2014)