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Peter Klein.

Foto: APA/Ö1

Wien – Seit 1. März hat Ö1 keinen fix bestellten Senderchef. Seit 22. Mai liegt der Vorschlag von Radiodirektor Karl Amon beim ORF-General: Peter Klein, Leiter von Hörspiel und Feature bei Ö1. Er leitet schon interimistisch den Sender.

ORF-Chef Alexander Wrabetz wurde also dem Ruf gerecht, Entscheidungen lang abzuwägen. Aber Wrabetz hat ja auch die ORF-Auktion über den Song-Contest-Standort zu leiten, Mittwoch verhandelt man in Graz, Donnerstag in Innsbruck, Freitag in Wien.

Bei Ö1 erschwert die Zeit den Rat. Denn inzwischen will auch die aktuellen Ö1-Kulturchefin gehen (aus privaten Gründen). Ö1-Chefin Bettina Roither tat das per Handshake in frühen Ruhestand.

Frauen vorzuziehen

Damit hat Wrabetz zwei bisher weibliche Führungsjobs zu besetzen. Der ORF muss laut Gesetz Frauen fördern, bis sie 45 Prozent der Führungsjobs (Direktoren ausgenommen) haben. Gleich qualifiziert sind sie vorzuziehen.

Als Favorit für die aktuelle Kultur gilt Kurt Reissnegger, lange im ORF-Radio und kurz Wrabetz' Bürochef. Er bewarb sich mit einem grundlegenden Konzept für Ö1.

Wie Radio-Administrationschefin Ulrike Wüstenhagen. Für sie stimmten die Ö1-Redakteure.

Kritik am Hearing

Aber der Fachdirektor schlägt dem General Kandidaten vor, und er plädiert für Klein. Nach einem Hearing, das laut einer Kontrollkommission nicht sachgerecht abgelaufen ist. In dem Amon viel selbst fragte (was er als Auftraggeber gerechtfertigt findet).

Programm-Erwartungen

Für die seit Jahren geplante Strukturreform von Ö1 – bis auf die Information ohne Hauptabteilungsleiter – ist die Administrationschefin gut argumentierbar. Gegen sie könnte fehlende Programmerfahrung verwendet werden. Die hat Klein.

Umbauerwartungen hier: Relativ teurer Talk für wenige Hörer um Mitternacht dürfte eingespart, in der Früh eine mehrstündige Infofläche etabliert werden.

Übersiedlungspläne

Klein hat in ORF-Logik noch einen Vorteil: Er wird Ende August 61, also den Sender wohl nur drei bis vier Übergangsjahre leiten. In denen muss sich das Radio vom Funkhaus verabschieden. Der von vielen ungeliebte Küniglberg ruft, wo sie mit TV- und Onlinekollegen ihres Ressorts arbeiten sollen.

Widerstand erwartet

Wrabetz entschied bisher ganz gern in Urlaubszeiten. Aber auch seine Bestellung muss den langen Weg zum neuen Ö1-Chef noch nicht zwingend beenden: Nicht unwahrscheinlich, dass andere Kandidaten gegen die Auswahl und das Verfahren vorgehen. (fid, DER STANDARD, derStandard.at, 17.7.2014)