Augsburg - Bei den Rettungsbemühungen für die insolvente deutsche Weltbild-Gruppe gibt es eine Wende: Insolvenzverwalter Arndt Geiwitz präsentierte den Beschäftigten am Mittwoch in Augsburg einen neuen Investor. Nachdem die Vertragsverhandlungen mit dem Financier Paragon Partners gescheitert seien, solle nun die Düsseldorfer Droege-Gruppe Weltbild retten, teilte Geiwitz mit.

Das Beratungs- und Investmentunternehmen werde über eine Kapitalerhöhung bei Weltbild einsteigen und die Führung übernehmen. Geiwitz selbst werde stellvertretend für die Gläubiger Minderheitsgesellschafter der Verlagsgruppe bleiben. Auf einen Vorvertrag hätten beide Seiten verzichtet, stattdessen sei bereits ein Notartermin zur Vertragsunterzeichnung vereinbart.

Weltbild als Ganzes erhalten

Gemeinsam mit Droege wolle Geiwitz nun das Ziel angehen, Weltbild als Ganzes zu erhalten, teilte die Insolvenzverwaltung weiter mit. "Wir sind uns handelseinig und inhaltlich absolut beieinander", erklärte demnach der Chef des neuen Weltbild-Investors, Walter Droege.

Der im Mai als Weltbild-Retter vorgestellte Finanzinvestor Paragon Partners ist damit endgültig aus dem Rennen. In den vergangenen Wochen hatten sich Spekulationen gemehrt, wonach die Verhandlungen zwischen Geiwitz und Paragon zunehmend schwieriger würden. Noch in der vergangenen Woche hatte der Insolvenzverwalter Berichte über ein Scheitern der Verhandlungen abgewehrt und auf ein geändertes Angebot von Paragon hingewiesen. Dieses aber lehnte Geiwitz schließlich ab, wie er am Mittwoch bekanntgab.

"Je weiter die Verhandlungspartner in den Detailplanungen vorankamen, desto deutlicher wurden die Unterschiede, wie Weltbild zukünftig strategisch, operativ und finanziell aufgestellt werden sollte", teilte die Insolvenzverwaltung mit. Deshalb hätten Geiwitz und Paragon die Verhandlungen ohne Einigung beendet.

"Trendwende" erkennbar

Das neu entwickelte Konzept für Weltbild, das unter anderem ein geändertes Sortiment und eine bessere Kundenorientierung vorsieht, zeige erste Erfolge, erklärte Geiwitz. Es werde daher weiter fortgesetzt. Seit April sei in den Geschäftszahlen "eine nachhaltige Trendwende erkennbar".

Weltbild hatte im Jänner Insolvenz angemeldet, nachdem die katholischen Gesellschafter - darunter zwölf Bistümer - kein weiteres Geld für die Sanierung geben wollten.

Bei der Verlagsgruppe arbeiten derzeit noch knapp 970 Mitarbeiter. Weitere 1.150 sind bei der Tochtergesellschaft Weltbild plus beschäftigt. Bei Weltbild plus, das sich derzeit im Insolvenzplanverfahren befindet, könnten noch tiefere Einschnitte erfolgen als bisher geplant. Schon fest steht, dass 53 Filialen schließen sollen. Die Zukunft von weiteren 20 defizitären Filialen steht laut Geiwitz derzeit auf der Kippe. Es liefen dazu Verhandlungen zwischen Management, Sachwalter und Gesamtbetriebsrat.

Taus winkt ab

Dem österreichischen Unternehmer Josef Taus, der sich eine zeitlang für den Weltbild-Verlag interessiert hatte, war eine Übernahme zu teuer. "Neben dem Kaufpreis hätten wir noch 100 bis 150 Millionen Euro gebraucht - das ist viel Geld", hatte Taus Ende Juni in Wien erklärt.

Außer dem Kaufpreis hat Taus und die Management-Kollegen seiner MTB-Gruppe auch der hohe Zeitdruck gestört, unter dem eine Entscheidung für einen Einstieg beim ehedem kirchlichen Verlag nach dem Willen von Geiwitz erfolgen sollte. "Das wäre uns zu geschwind gegangen", so Taus Ende Juni im MTB-Bilanzpressegespräch. (APA, 16.7.2014)