Johann Skocek
Mister Austria

Das Leben des Klubsekretärs Norbert Lopper
Fußballer, KZ-Häftling, Weltbürger
Falter-Verlag, 24,90 Euro

Norbert Lopper einst mit der ungarischen Fußballlegende Ferenc Puskás ...

Foto: Privat Lopper

... und 1937 als Spieler des SC Hakoah Wien (Zweiter von links stehend).

Foto: Privat Lopper

Josef Hickersberger war in die Generali Arena gekommen, Beppo Mauhart auch und Thomas Parits sowieso. Sie alle haben den Lebensweg des ehemaligen Austria-Klubsekretärs Norbert Lopper gekreuzt. Dessen bewegte Vita hat der Publizist Johann Skocek nun im Buch Mister Austria dokumentiert - nicht nur die Biografie eines Sportfunktionärs, sondern auch ein Stück österreichischer Zeitgeschichte. Und Lopper selbst? Der saß bei der Präsentation mit seiner Frau Ida und seinem Sohn Pierre in der ersten Reihe, eben 95 Jahre alt geworden und mit einem breiten Lächeln im Gesicht. Mehr als siebzig Jahre zuvor stand Lopper am Tor zur Hölle, an der Rampe von Auschwitz.

Lopper wurde 1919 in der Wiener Brigittenau in eine jüdische Familie geboren. Seine Eltern waren mäßig religiös und arm, der Junge ein Schlüsselkind, dessen erste große Liebe dem Fetzenlaberl galt. Er lernte es im Augarten kennen und kickte kurz darauf bei der Hakoah. Im März 1938 floh Lopper nach Belgien und ehelichte Rebecca Cige. Kurz nach der Hochzeit wurde das junge Paar 1942 in das Konzentrationslager Auschwitz deportiert. Dort angekommen, wurden Norbert und Rebecca getrennt, die beiden sahen sich nie wieder. Sie wurde in der Gaskammer ermordet, er überlebte. Seine Mutter konnte Lopper kurz vor der Selektion durch Lagerarzt Josef Mengele retten. Für die Schwester, den Vater und die Schwiegereltern gab es kein Entkommen.

Lopper kehrte nach der Befreiung durch die Alliierten nach Brüssel zurück. Eine weitere Karriere als Fußballer scheiterte an den gesundheitlichen Folgen der erduldeten Folter, dem Sport blieb er treu. Zunächst organisierte Lopper Gastspiele der Wiener Teams, 1953 folgte er den überlebenden Familienangehörigen nach Wien und gründete dort den ersten Anhängerklub der Austria, zu deren Klubsekretär er drei Jahre später ernannt wurde, ein Amt, das er 28 Jahre lang bekleiden sollte. Die Arbeit ging weit über jene eines Sekretärs hinaus, heute würden sie ihn wohl einen General Manager nennen. Lopper war ein Netzwerker alter Schule, mit Geschick lotste er die Uruguayer Alberto Martínez und Julio Morales nach Wien. Die Austria des Europacupfinales 1978 war auch sein Produkt.

In die Ära des Klubsekretärs fiel zudem die Verpflichtung von Herbert Prohaska. Bei Ostbahn XI war ihm der Dribblanski aufgefallen. Prohaska besuchte Lopper schon vor der Präsentation und sprach einen gebührenden Abschiedsgruß: "Herr Lopper, bleiben S' g'sund, ich komm' zum Hunderter gerne wieder." (Philip Bauer, DER STANDARD, 17.7.2014)