Verfügt bereits über die Mehrheit bei der Telekom: der Mexikaner Carlos Slim.

Foto: TOMAS BRAVO

Seit fast 20 Jahren haben österreichische Regierungen versucht, für die einst staatliche Telefongesellschaft, die Telekom Austria, die passende Eigentümerstruktur zu finden - eine, die gut für den Standort Österreich, für die Telefonkunden und den Finanzminister ist.

Partnerschaft mit Telecom Italia, Börsengang, Rückzug der Italiener, Suche nach neuen Partnern, Expansion auf eigene Kosten im Osten, geheimer Aktienankauf durch eine Heuschrecke und schließlich Einstieg von Carlos Slims América Móvil - die Telekom hat neben Korruptionsaffären und häufigem Chefwechsel schon einiges durchgemacht

Nun ist sie am Endpunkt angelangt: América Móvil hat die Mehrheit, die Telekom ist eine Tochter eines lateinamerikanischen Konzerns mit etwas Mitspracherecht der Staatsholding ÖIAG. Das ist sicher nicht das ideale Ergebnis.

América Móvil hat außer Geld wenig zu bieten. Und ob der Staat davon je viel sehen wird, ist ungewiss. Die Bereitschaft des Eigentümers, in Österreich zu investieren, ist gering. Es geht ihm vor allem um Osteuropa. Und wenn die Pläne des Konzerns aufgehen, wird wohl auch Wien nicht mehr eine so zentrale Rolle spielen. Im europäischen Telekomgeschäft spielt die Musik anderswo.

Geschäftemacher mit Beziehungen

Aber eines kann man sagen: Carlos Slim passt zu Österreich. Er ist kein wagemutiger Unternehmer, sondern ein politisch denkender, im Spiel der Beziehungen und Intrigen gestählter Geschäftemacher, der durch seine Verflechtungen mit der mexikanischen Polit-Elite zum zweitreichsten Mann der Welt geworden ist. Und nun, da die mexikanische Führung ihm sein Quasi-Monopol zerschlägt, sucht er neue Betätigungsfelder, so etwa in Österreich. In der alten Habsburger-Hauptstadt Wien fühlt er sich offenbar ganz wohl.

Telekom war zweite Wahl

Die Telekom war seine zweite Wahl als Standbein in Europa. Eigentlich wollte Slim die niederländische KPN übernehmen. Doch dort wurde es ihm nicht so leicht gemacht wie in Wien. Vielleicht wird América Móvil tatsächlich all das bringen, was sich die ÖIAG von ihr verspricht.  Aber ich vermute, dass Österreich mit einem frühen Verkauf an einen westeuropäischen Telekomriesen wie Vodafone besser gefahren wäre - technologisch und finanziell.

"Ausverkauf"-Aufschrei

Aber ein solcher Konzern wäre in Österreich auf mehr Misstrauen gestoßen als Slim, hätte viel mehr "Ausverkauf"-Aufschreie ausgelöst.

Von der Unternehmenspolitik und der Mentalität her passt Slim zu Österreich. Und das ist kein besonderes Kompliment für das Land. (Eric Frey, derStandard.at, 17.7.2014)