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Barisic wäre in zwei Jahren noch gerne Rapids Coach.
Wien - Zoran Barisic sagt "mittelfristig". Was das genau zu bedeuten hat, lässt der Trainer von Rapid offen. "Da will und kann ich mich nicht festlegen, ich nenne sicher keinen Zeitraum, das wäre zu riskant." Mittelfristig solle Rapid, und davon ist Barisic überzeugt, "wieder um den österreichischen Meistertitel mitspielen. Und zwar langfristig."
Kurzfristig sind dem Vizemeister einige Leistungsträger abhandengekommen. Guido Burgstaller wechselte zu Cardiff, Christopher Trimmel zu Union Berlin, Terrence Boyd heuerte bei RB Leipzig an. Barisic zeigt Verständnis für die Ziehenden, es sei eben nicht zu leugnen, "dass die Fußballer im Ausland mehr verdienen. Deutlich mehr. Sogar in der zweiten Liga."
Teamspieler Marcel Sabitzer wurde von Red Bull Salzburg gekauft, auch das war nicht zu verhindern. Manchmal liegt das Ausland eben im Inland. "Das Interesse zeigt, das wir bei Rapid gut arbeiten und sich die Leute bei uns entwickeln. Das ist doch wunderbar." Selbstverständlich bedingte das Gehen auch ein Kommen. Robert Beric, Stefan Schwab, Stefan Stangl und Philipp Schobesberger sollen dafür sorgen, dass das Niveau zumindest nicht sinkt. In der abgelaufenen Saison betrug der Rückstand auf Salzburg 18 Zähler, ob er nun schrumpft, vermag Barisic nicht abzuschätzen. "Es ist jedenfalls das Ziel, die Schere weiter zu schließen. Die Neuen sind Mosaiksteine. Der Druck ist bei uns immer groß, die Erwartungshaltung hoch, daran müssen sie sich rasch gewöhnen."
Spitzbuben möglich
Das mit Sportdirektor Andreas Müller abgesprochene Anforderungsprofil, um ein Rapidler sein zu dürfen, lautet: "Er kann ruhig ein Spitzbub sein. Neben Talent muss er die richtige Arbeitseinstellung mitbringen, diszipliniert und teamfähig sein." Generell, so Barisic, sei es schwierig, den Markt zu sondieren. "Weil es mittlerweile mehr Manager als brauch- und leistbare Fußballer gibt."
Der 44-Jährige setzt mangels ausufernder Alternativen auf den eigenen Nachwuchs. "Jene, die geblieben sind, werden sich verbessern. Jeder hat die Chance, herausragende Leistungen zu zeigen, an der Perfektion zu arbeiten." Das gelte für den hochbegabten Louis Schaub ebenso wie für den ewigen, bald 34-jährigen Kapitän Steffen Hofmann. "Er ist nach wie vor unser Leader. Bei ihm hängt es von der Physis ab. Ich glaube, er ist körperlich sehr gut beisammen, man kann von ihm einiges erwarten."
Keine Ausrede
Generell werde die Fitness immer bedeutender, die WM in Brasilien sei ein Beleg dafür gewesen. Barisic: "Und wir wollen in erster Linie Tore schießen und nicht verhindern. Hoch verteidigen, schnell umschalten." Das ehrwürdige, aber halt ruinöse Hanappi-Stadion ist abhandengekommen, die nächsten beiden Saisonen müssen im viel zu großen Happel-Stadion abgewickelt werden. Barisic weiß, "dass dies eine nicht einfache Übergangsphase sein wird, die Dichte und die Stimmung werden fehlen. Trotzdem haben wir überall die meisten Zuschauer. Das Happel-Stadion darf keine Ausrede sein. Es liegt an uns, es gut zu füllen."
Kurzfristig gelte es, die Gruppenphase der Europa League zu erreichen. Im heimischen Cup konnte bereits eine leichte Steigerung registriert werden, die erste Runde wurde überstanden, der Regionalligist USK Amstetten in der Verlängerung durch ein Tor von Christopher Dibon nicht gerade glamourös mit 1:0 bezwungen. Im Vorjahr scheiterte Rapid im Elfmeterschießen am LASK. Barisic sagt: "Im Cup zählt nur der Aufstieg. "
Dass die Bundesliga am Samstag ausgerechnet in Salzburg beim Meister beginnt, war eine Laune der Auslosung. "Macht nichts. Es ist eine Standortbestimmung gegen den Besten, den Topfavoriten. Vielleicht kann ich danach schon einiges abschätzen."
In zwei Jahren wird Rapid nach Hütteldorf zurückkehren. Ins neue, dichte, viereckige, moderne Allianz-Stadion. Barisic: "Es wäre großartig, dann immer noch Rapid-Trainer zu sein." Das ist sozusagen sein mittelfristiger Traum. (Christian Hackl, DER STANDARD, 18.07.2014)