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Edward Snowden fürchtet sich nicht vor Guantanamo Bay.

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Auch mehr als ein Jahr nach der Aufdeckung der NSA-Affäre lenken neue Enthüllungen aus der Dokumentensammlung des Whistleblowers Edward Snowden die Aufmerksamkeit der Weltöffentlichkeit auf das Thema Überwachung. Der US-Geheimdienst durchforstet die globale Internetkommunikation schon seit Jahren. Dabei, so verrät Snowden nun in einem siebenstündigen Interview mit dem "Guardian", stoßen die Mitarbeiter mitunter auch auf pikante Fundstücke.

Hohe Verantwortung für junge Mitarbeiter

In dem gesammelten Material befinden sich demnach auch intime Aufnahmen. Doch der Umgang mit derart heiklem Material sei oft nicht gerade diskret. "Da sitzen junge Kerle im Alter von 18 bis 22 Jahren", beschreibt Snowden die Situation. "Diese sind auf einmal in einer Position mit äußerst großer Verantwortung, in der sie Zugang zu all deinen privaten Aufzeichnungen haben."

Kettenreaktion

Oft würden die Mitarbeiter dabei über Dinge "stolpern", die mit ihrem eigentlichen Arbeitsauftrag nichts zu tun hätten, etwa ein Nacktfoto von jemandem in einer "kompromittierenden" Situation. Sehe die jeweilige Person attraktiv aus, würden viele Angestellte ihren Fund oft nicht nur für sich behalten, sondern etwa dem Kollegen neben ihnen zeigen. Das setze oft eine Kettenreaktion in Gang, und plötzlich liege das komplette Leben der betroffenen Person dem ganzen Büro offen, wie The Verge zusammenfasst.

Doch offiziell wisse natürlich niemand von dieser Praxis, auch weil die Kontrollmechanismen des Systems zu schwach seien, so Snowden.

Keine Angst vor Guantanamo

Mit einer baldigen Heimkehr in die USA rechnet der in Russland befindliche Aufdecker nicht. Er vertritt weiterhin die Meinung, dass ihm die US-Regierung kein faires Gerichtsverfahren ermöglichen würde. Der Wunsch nach einem öffentlichen Prozess sei mehrfach abgelehnt worden.

Vor drastischeren Folgen seiner Enthüllungen, etwa einer Gefangennahme und Verurteilung wegen Geheimnisverrats, fürchte er sich trotzdem nicht. "Sollte ich in Ketten gelegt in Guantanamo enden", so beschreibt er eine mögliche Konsequenz seiner Aufdeckungen, "kann ich damit leben." Der "Guardian" wird die Langfassung des Interviews am Freitag veröffentlichen. (gpi, derStandard.at, 18.7.2014)