Rom/Paris - Während sich wegen Schlechtwetters der Abtransport der Costa Concordia um einen Tag auf Dienstag verzögert, kommt es zwischen Italien und Frankreich zur politischen Verstimmung.
Italien hat scharf auf Forderungen von Frankreichs Umweltministerin Segolene Royal reagiert. Sie hatte von der Regierung in Rom Garantien verlangt, dass die Gewässer vor der französischen Mittelmeerinsel Korsikas bei der Abschleppung des Kreuzfahrtschiffes nicht in Mitleidenschaft gezogen werden.
"In punkto Umwelt akzeptiere ich keine Lehren, nicht einmal von Frau Segolene Royal. Uns Italienern liegt das Meer am Herzen wie den Franzosen", sagte der italienische Umweltminister Gianluca Galletti in einem Interview mit der Turiner Tageszeitung "La Stampa" am Freitag.
Nur in internationalen Gewäassern
"Wir respektieren alle Regeln im Bereich Umwelt und guter Nachbarschaft. Die Costa Concordia wird jedoch in internationalen Gewässern fahren, wir haben niemandem etwas mitzuteilen", betonte Galletti.
"Es überrascht mich, dass Frankreich jetzt Erklärungen über den Abtransport verlangt, dabei weiß man schon seit längerem, dass wir die Costa Concordia abschleppen werden", so der Minister. Italien habe jedenfalls nichts zu verheimlichen und werde Royal alle notwendigen Informationen über den Abtransport liefern. Dies werde über offizielle Wege erfolgen.
Das havarierte Kreuzfahrtschiff wird voraussichtlich ab Dienstag in internationalen Gewässern 30 Kilometer an der Insel vorbeifahren. Der Bürgermeister von Bastia, der zweitgrößten Stadt Korsikas, Gilles Simoni, äußerte ebenfalls die Befürchtung, dass umweltschädliche Stoffe ins Tyrrhenische Meer gelangen könnten.
Zwei Jahre Aufräumarbeiten
Galletti versicherte unterdessen, dass die Reederei Costa Crociere, Betreiberin des Schiffes, nach dem Abtransport von der Insel Giglio alles unternehmen werde, um die Spuren der Havarie zu beseitigen. Dies werde voraussichtlich weitere zwei Jahre dauern. Container, Geräte und Plattformen müssen entfernt werden. Auch der Meeresboden muss in den kommenden Jahren wiederhergestellt werden.
Das Team zur Bergung der havarierten Costa Concordia hat sich am Freitag bemüht, die wegen schlechten Wetters verlorene Zeit bei den Vorbereitungen wieder aufzuholen. Der ursprünglich für kommenden Montag geplant gewesene Abtransport des Schiffs von der italienischen Insel Giglio wird wahrscheinlich erst am Dienstag beginnen. Zuvor werden noch Stahltanks als Schwimmkörper an dem Wrack angebracht.
"Wir haben ein wenig Verspätung bei den Vorbereitungen, doch in dieser Phase läuft alles nach Plan. Wir setzen auf höchste Sicherheit und dies erfordert Zeit", berichtete Umweltminister Gianluca Galletti. Wegen schlechten Wetters und Problemen bei der Stabilisierung des Schiffes sei die Verschiebung des Abtransports von Montag auf Dienstag voraussichtlich unabwendbar, teilte Italiens Zivilschutzchef Franco Gabrielli mit.
Klarheit am Wochenende
Am Wochenende werde vermutlich klar sein, ob die Wetterbedingungen die Abfahrt am Dienstag ermöglichen werden, berichtete Umweltminister Galletti. In den kommenden Tagen ist eine Wetterverschlechterung zu erwarten.
Vier Schlepper - zwei am Bug und zwei am Heck - werden die Costa Concordia nach Genua bringen. Der Transport des Wracks wird ungefähr vier Tage dauern. Die Costa Concordia soll die 350 Kilometer lange Strecke bis nach Genua bei einer Geschwindigkeit von zwei Knoten (rund 3,7 km/h) hinter sich bringen.
Gesteuert wird das aufwendige Verfahren von dem südafrikanischen Projektleiter Nick Sloane und seinem Team. Sie arbeiten in einem Kontrollraum, der auf dem Wrack angebracht wurde. Zwei Jahre soll das Verschrotten des Schiffs im Hafen dauern.
Die Bergung wird immer wieder unterbrochen, um den Zustand des Schiffs zu überprüfen und Verschmutzungen des Meeres zu verhindern. Der Umweltschutzverband Legambiente hatte zuvor gewarnt, dass sich in den Tanks noch immer große Mengen Öl und andere schädliche Substanzen befinden, die das maritime Ökosystem bedrohen könnten. Biologen der römischen Universität La Sapienza werden die Reise der Costa Concordia im Mittelmeer bis nach Genua begleiten. (APA, 18.7.2014)