So jung und schon so viel erlebt. Mit bombastischem Marketingtrara wurde Smart 1998 aus der Taufe gehoben. Swatch-Gründer Nicolas Hayek hatte den noblen Nadelstreifkonzern überzeugt, Autos kaufe man künftig wie bunte Uhren. Das ging wohl eher daneben. Dann die Bilder, als der Smart plötzlich auf dem Hintern saß - nanu, hat der eventuell Probleme mit der inneren Stabilität? Ein mobiler Stadtneurotiker vielleicht?

Warum hat Daimler sich das überhaupt angetan? Es zeichnete sich ab, dass die EU-Flottenverbrauchsziele nur schwer erreichbar sein würden, Smart sollte Mercedes da das Leben erleichtern. Nur, hinsichtlich Wirtschaftlichkeit war das ein Eigentor, lange Zeit schrammte die Marke an der Pleite herum, klassisch für eine zu früh gekommene gute Idee.

Im dritten Anlauf bedient man sich der Kleinwagenexpertise von Renault. Das sehen viele als Tabubruch - auch weil damit die Technologiesupermacht Daimler in ihrer Shareholder-Fokussierung (richtig: Seit dem Smart-Start verlernten die Deutschen auch ihre Muttersprache) die Gewinnmaximierung priorisiert, doch damit zurück zu den ersten (und zweiten) Smarts.

Die weckten oft den Primärreflex: sofort überholen, ist ja kein richtiges Auto. Heute, wo das Konzept via car2go reüssiert, fallen die Rauchzeichen auf: Aus etlichen dieser Autos qualmt es. Womöglich sehen viele den Smart, der ihnen gar nicht gehört, als Widerstandsnest gegen Antiraucherkampagnen. Verboten? Pfeif drauf.

Da sind wir gespannt, womit sich die neuen Smarts hervortun werden. Als E-Mobil hat der Fortwo jedenfalls ein Etappenziel urbaner Zukunftsmobilität erreicht, an weiteren guten Ideen mangelt es auch nicht. Jetzt aber bitte endlich Stückzahl. 100.000 jährlich sind zu wenig. Sonst droht Primärreflex auf der Absatzfront: Die anderen überholen. (stock, DER STANDARD, 18.7.2014)