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Die Anmeldung durch Messung der Verhaltensmuster könnte klassische Anmeldeverfahren wie das Passwort ersetzen.

Foto: AP/Dovarganes

Forscher an der Oxford University arbeiten an einem neuen, sicheren Anmeldeverfahren, das ohne Passwörter oder Fingerabdrücke auskommt, berichtet The Guardian. Sie haben festgestellt, dass jedes Individuum im Umgang mit Technik zahlreiche einzigartige Verhaltensmuster zeigt  – in welcher Geschwindigkeit man schreibt, wie man die Maus bewegt oder wie das Telefon gehalten wird. Diese eDNA (electronically Defined Natural Attributes, elektronisch bestimmte natürliche Eigenschaften) könnte in Zukunft dazu verwendet werden, um sich auf Computern oder Mobilgeräten anzumelden, so Adrian Neal, der die Technologie entwickelt hat.

Verhaltensänderungen durch Drogen & Sex

Insgesamt konnten rund 500 solcher Verhaltensmuster ausgearbeitet werden, anhand derer sich die Identität eines Nutzers eindeutig feststellen lässt. Selbst Änderungen im Verhalten sind für die Forscher aufgrund der Genauigkeit messbar. So soll an den Daten etwa ablesbar sein, ob man Drogen eingenommen hat, Geschlechtsverkehr hatte oder in den kommenden drei Monaten ein Herzinfarkt droht. "Das versetzt uns in eine schwierige Lage", weshalb man solche Rückschlüsse am besten gar nicht ziehe, erklärt Neal. "Wir möchten die Daten nur erfassen um sicher zu gehen, dass Person X die ist, als die sie sich ausgibt."

"Fast unmöglich zu fälschen"

"Ähnlich wie die DNA ist [die eDNA] fast unmöglich zu fälschen. Es ist sehr schwer im Internet zu versuchen, nicht man selbst zu sein. Es handelt sich um einen großen Sprung in der Menge der von einem Individuum gesammelten Daten, ähnlich wie beim Sprung von Fingerabdrücken zu DNA. Um diese Größenordnung geht es", so Adrian Neal zur Bedeutung seiner Technologie.

Unterscheidung von Mensch und Maschine

Mittlerweile ist aus dem Forschungsprojekt das Startup-Unternehmen Oxford BioChronometrics entstanden, das die Technologie zur Marktreife bringen soll. Ein erstes Produkt – NoMoreCaptchas – setzen bereits rund 700 Unternehmen ein. Das System kann menschliche Nutzer von Computern unterscheiden und so Registrierungen und Anmeldungen durch Spam-Bots unterbinden, ohne Nutzer mit der Eingabe von Captchas zu quälen.

Nutzer-Widerstand?

Kritiker wie der Sicherheitsexperte Chris Mitchell stehen der eDNA jedoch skeptisch gegenüber. Zwar begrüßt er die Verwendung mehrerer Faktoren zur Feststellung der Identität, jedoch sei aufgrund der Überwachung des Verhaltens mit einem Widerstand durch Nutzer zu rechnen. Außerdem sieht Mitchell auch Probleme bei der Implementierung der Technologie in bestehende IT-Strukturen. (wen, derStandard.at, 21.07.2014)