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Karl Albrecht.

Foto: ALDI SÜD/DPA

Essen/Wien - In der "Forbes"-Liste der reichsten Menschen der Welt waren die Aldi-Brüder Karl und Theo Albrecht stets vertreten. Bei der jüngsten Veröffentlichung im März 2014 reihte das Magazin Karl Albrecht als reichsten Milliardär Deutschlands aus. Das Vermögen des nun Verstorbenen wurde mit 25 Milliarden Dollar (19 Milliarden Euro) beziffert.

Mit Backwaren legte die Familie Albrecht vor gut 100 Jahren den Grundstein für das Handelsimperium Aldi. In Deutschland galten Aldi-Preise als Messlatte für die Konkurrenz. Mit dem von ihnen entwickelten Diskonterkonzept schrieben die Brüder Karl und Theo Albrecht Wirtschaftsgeschichte. Der Name Aldi war schnell gefunden: Er steht für Albrecht Discount.

Nord und Süd

1961 teilten sie sich das Geschäft in Aldi Nord und Aldi Süd auf. In Österreich ist Aldi seit 1967 mit Hofer vertreten. Hofer wurde 1962 von Helmut Hofer gegründet, der das Diskonterprinzip in Österreich einführte. Aldi Süd setzte dann das bereits bestehende Konzept aus Deutschland auch in Österreich um. Über den genauen Anlass für die Trennung wird bis heute gerätselt. Aldi Nord und Aldi Süd unterscheiden sich nicht nur im Logo. Auch im Sortiment der Lebensmittelhändler und bei der Aktionsware gibt es Unterschiede.

Konzernzahlen werden nicht veröffentlicht. Für 2013 schätzt das Handelsinformationsunternehmen Planet Retail den Umsatz auf 28 Milliarden Euro bei Aldi Süd beziehungsweise 38,5 Milliarden Euro (Aldi Nord).

Karl, der ältere der beiden Albrecht-Brüder, war verheiratet und hat zwei Kinder, Beate und Karl junior, der auch für Aldi Süd tätig war. 2007 wurde Peter Heister, Enkel von Karl senior und Sohn von Beate (deren Nachnamen er trägt), in den Stiftungsrat berufen. Das Gremium kontrolliert die Siepmann-Stiftung, die hinter Aldi Süd steckt und nach dem Geburtsnamen von Karls Mutter benannt ist. In dieser Stiftung steckt das Vermögen von Karl Albrecht.

Dass die Albrechts bis zuletzt sehr zurückgezogen lebten, nie in der Öffentlichkeit auftraten und keine Ehrungen annahmen, hat einen Grund: 1971 wurde Karls Bruder Theo vor dem damaligen Konzernsitz in Herten entführt. Die Täter waren ein verschuldeter Rechtsanwalt und ein mehrfach vorbestrafter Komplize. Nach 17 Tagen kam Theo für sieben Millionen D-Mark (heute 3,5 Millionen Euro) Lösegeld frei. Ein Trauma für die gesamte Familie.

Extreme Sparsamkeit

Die eiserne Sparsamkeit, die den Brüdern nachgesagt wird, zeigt sich auch in diesem Fall: Theo Albrecht wollte das Lösegeld als Sonderausgabe von der Steuer absetzen. Allerdings scheiterte der Plan an der Finanz.

Aus dem operativen Geschäft bei Aldi hat sich Karl Albrecht bereits 1993 zurückgezogen. Nachdem er zwischenzeitlich den Vorsitz des Aufsichtsrats übernommen hatte, schied er 2002 völlig aus dem Unternehmen aus. Das Management ist seitdem nicht mehr in Familienhand. (cr, DER STANDARD, 21.7.2014)