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Frankfurt am Main - Bei den meisten europäischen Banken können die Bonuszahlungen auch in Zukunft doppelt so hoch ausfallen wie das Grundgehalt. 70 Prozent der Institute wollen die Bonus-Obergrenzen voll ausreizen, die von der Europäischen Union (EU) vorgegeben werden, wie aus einer am Montag veröffentlichten Untersuchung der Managementberatung Mercer hervorgeht.

Nach EU-Recht sind die Banker-Boni künftig auf die Höhe des jährlichen Grundgehalts gedeckelt - es sei denn, die Hauptversammlung stimmt einer Obergrenze von 200 Prozent zu.

Mercer hat für die Studie Daten von 44 Banken aus 18 Ländern analysiert. Bisher bekommen Investmentbanker zum Teil Boni, die ihr Fixgehalt um das Vier- oder Fünffache übersteigen. Um die geringeren Boni auszugleichen, wollen 55 Prozent der Banken in der EU die Grundgehälter erhöhen oder Zulagen zahlen. Um diese Zulagen ist allerdings ein Streit entbrannt. Sie sind teilweise so konstruiert, dass sie wie Boni eine Belohnung für besondere Leistungen sind - das aber ist nach der Definition der EU-Bankenaufsicht EBA verboten.

Konterkariert

Mercer-Vergütungsexperte Stefan Würz warnt davor, dass mit der Entwicklung die Absicht des Gesetzgebers, die Banker von allzu riskanten Geschäften abzuhalten, konterkariert werden kann. Banken könnten die Vergütungen schließlich nicht mehr so stark an die Leistung des Mitarbeiters koppeln. "Eine Verringerung der variablen Gehaltsbestandteile bei gleichzeitiger Erhöhung der fixen Vergütung und der Zulagen kehrt die beabsichtigte Wirkung ins Gegenteil."

82 Prozent der EU-Banken behalten sich jedoch vor, Boni wieder zurückzuverlangen, wenn sich die Erfolge als nicht nachhaltig erweisen. Einige Institute zahlten inzwischen gar keine jährlichen Boni mehr aus, sondern nur noch über mehrere Jahre verzögert. In Deutschland hat die Deutsche Bank sich dafür die Genehmigung der Aktionäre geholt, die Commerzbank darauf verzichtet. (APA/Reuters, 21.7.2014)