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Ferrari wartet auf den ersten Saisonsieg

Foto: AP/Super

Budapest - Die Erinnerungen an die goldenen Zeiten sind der Scuderia Ferrari geblieben. "Das erfolgreichste Team in der Geschichte der Formel 1" steht auf der Homepage der Italiener. Mit den Ex-Weltmeistern Fernando Alonso und Kimi Räikkönen als Piloten sollte 2014 an diese Ära angeknüpft werden. Doch der angekündigte Angriff ist ein Rohrkrepierer, es droht die erste Saison ohne Sieg seit 21 Jahren.

"Scheißauto" nannte Niki Lauda, Aufsichtsratsboss von Mercedes und selbst Teil der ruhmreichen Ferrari-Geschichte, den aktuellen F14T. Das Team aus Maranello ist derart bescheiden geworden, dass Alonsos fünfter Platz in Hockenheim ("Sicher mein bestes Saisonrennen") als großer Erfolg gefeiert wurde. Räikkönen muss glücklich sein, wenn er es überhaupt in die Punktränge schafft. Der Finne hat zwei siebente Plätze zu Buche stehen.

Nur Platz 4 der Konstrukteurs-WM

Bei den Konstrukteuren musste Ferrari (116 Punkte) nun sogar die aufstrebenden Williams (121) vorbeiziehen lassen, Platz vier mit großen Rückständen auf Red Bull (188) und Mercedes (366) ist für den 16-fachen Konstrukteurs-Champion völlig inakzeptabel.

An Siege denkt der 32-jährige Alonso, der bis 2016 gebunden ist, nicht mehr. Letztmals ist die Scuderia 1993 mit de Duo Gerhard Berger und Jean Alesi völlig blank geblieben. "Alonso muss sehr niedergeschlagen sein, weil er seit Jahren einen Wagen fährt, der nicht funktioniert", sagte Lauda der spanischen Zeitung El País: "Aber das Gehalt, das er bekommt, sollte seine Leiden lindern."

Ferrari scheint die Saison intern abgehakt zu haben, plant bereits für 2015. Zehn Techniker, darunter drei frühere Motorenexperten von Mercedes und drei Aerodynamiker von Red Bull, hat das Team um den neuen Chef Marco Mattiacci eingekauft. Von Stardesigner Adrian Newey bekamen sie hingegen einen Korb, während anscheinend weiterhin um den pensionierten Ross Brawn gebuhlt wird. Das "Superhirn" war in der Ära von Michael Schumacher technischer Direktor.

Glücksspiel

Die Ablöse von Teamchef Stefano Domenicali (49) durch den unerfahrenen Mattiacci (43) im vergangenen April nannte Lauda derweil "das berühmte italienische Glücksspiel".

Während Alonso noch einige Jahre fahren möchte, soll für den 34-jährigen Räikkönen, der Ferrari 2007 den letzten Fahrertitel beschert hatte, nach 2015 Schluss sein. "Ich werde meinen Vertrag erfüllen und dann wohl aufhören." Auch er scheint genervt vom lahmen Wagen zu sein, der mehr Reifen verschleißt als die Konkurrenz und mit leerem oder vollem Tank gleich schlecht ist.

Am Sonntag wollen Räikkönen und Alonso beim GP von Ungarn zumindest ein paar Pünktchen sammeln. Lauda hat sich indes für das Wort "Scheißauto" bei Präsident Luca di Montezemolo telefonisch entschuldigt. "Das hätte ich nie sagen dürfen." (sid, red, DER STANDARD, 23.7.2014)