Im August 2012 wurde das Sportzentrum geschlossen. Seither wird das Areal nicht genutzt.

Foto: Egermann

Im Herbst 2013, mehr als ein Jahr nach der Schließung der Sportstätte, wurde die Sporthalle abgerissen.

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Wien - Da hilft auch die prominente Lage vis-à-vis dem Touristenmagnet nichts. Denn ansehnlich ist die zwischen U4-Station Schönbrunn und dem Haupteingang des Schlosses befindliche Fläche seit nunmehr fast zwei Jahren nicht.

Dort, wo bis zur Schließung des Union Sportzentrums im August 2012 noch Leistungsturner neben Hobbysportlern übten, wo gekickt, Rugby, Beachvolleyball oder Basketball gespielt oder auf einer Laufbahn gesprintet wurde, ist seither auf dem brachliegenden Areal tote Hose.

Das dürfte sich nach STANDARD-Informationen ändern. Laut Gerhard Drucker, dem stellvertretenden Geschäftsführer der Schloss Schönbrunn Kultur- und Betriebsges.m.b.H. (SKB), wird das Projekt eines riesigen Busterminals samt Servicestand und kleinem Shop immer konkreter.

"Der Plan sieht 72 Parkplätze für Busse vor", sagt Drucker. "Wir hätten für das Schloss 36 bis 40 Busparkplätze dringend benötigt. Aber weil die Stadt künftig keine Reisebusse in der Innenstadt haben will, wurde aufgestockt." Zudem sollen auch Busse, die die Stadthalle ansteuern, das Schönbrunner Areal während der Veranstaltungen als Zwischenparkplatz nutzen.

Parkplatz für 230 Pkws zusätzlich

Auf einer angrenzenden Fläche, die bereits jetzt als Parkplatz für Busse und Autos genützt wird, sollen nach dem Umbau 230 Pkws parken können. Als mögliche Überdachung ist eine Photovoltaik-Anlage im Gespräch.

Für Fußgänger soll der Weg von der U-Bahn-Station Schönbrunn zum Schloss behübscht werden. "Das Projekt inklusive Gartengestaltung kostet fünf Millionen Euro", sagt Drucker. "Die SKB finanziert komplett." Womit der Betreibergesellschaft, die im Eigentum des Bundes steht, auch die Erlöse aus den Parkgebühren zustehen würden.

Problem Umwidmung

Die Gespräche mit dem Rathaus und der Stadtbaudirektion sind weit fortgeschritten. Der Haken an der Sache: Die Fläche, die als Sportstätte genutzt wurde, ist eigentlich für den Bau einer Tiefgarage gewidmet. Ein Umwidmungsverfahren dauert mindestens ein bis eineinhalb Jahre, wie das Büro von Vizebürgermeisterin Maria Vassilakou (Grüne) bestätigte. Drucker: "Das ist unverständlich. Wenn es nach uns geht, könnten wir loslegen. Wir sind dabei, alles einzureichen."

Die Notwendigkeit einer - erneuten - Umwidmung der Fläche erklärt sich aus der Geschichte. Um den Busverkehr vor dem Schloss in den Griff zu bekommen, wurde schon vor zwölf Jahren ein Wettbewerb zur Neugestaltung ausgeschrieben.

Unterirdische Parkgarage blieb Vision

Das Gewinnerprojekt blieb aber, auch aufgrund der erwartbaren Kosten für die Stadt Wien, eine Vision. Ursprünglich war eine unterirdische Parkgarage für 36 Busse samt großem Besucherzentrum inklusive Kino sowie neuer oberirdischer Verkehrslösung geplant.

Im Zuge dieses Projekts wurde die Fläche aber laut Drucker umgewidmet, um den Bau der Tiefgarage zu ermöglichen. Etwas vorschnell, wie sich im Nachhinein herausstellen sollte: Denn für die Realisierung des jetzt geplanten oberirdischen Parkplatzes benötigt es eine erneute Umwidmung.

Warum das Verfahren nicht längst eingeleitet wurde, warum das Sportzentrum schon vor zwei Jahren seine Pforten schließen musste und weshalb seither die Fläche ungenützt blieb, war nicht in Erfahrung zu bringen.

Volksanwaltschaft rügte

Als Ersatz für die abgerissene Sporthalle haben die Turner ein Ausweichquartier im öffentlich schwer erreichbaren Tennisklub La Ville im 23. Bezirk erhalten. Die Rugbyspieler warten auf ihre neue Heimstätte im Prater. Im Westen Wiens wurde hingegen keine Ersatzsportfläche geschaffen.

Die Volksanwaltschaft rügte die Stadt Wien und stellte schon im Vorjahr fest, dass die Schließung des Sportzentrums Schönbrunn "zahlreiche und schwerwiegende Verfahrensmängel" enthielt. (David Krutzler, DER STANDARD, 23.7.2014)