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Palästinensische Flüchtlinge an einer UN-Schule im Norden des Gazastreifens.

Foto: AP Photo/Lefteris Pitarakis

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Ein israelischer Panzer an der Grenze zum Gazastreifen.

Foto: EPA/ATEF SAFADI

New York/Jerusalem - Bei einem israelischen Angriff im Gazastreifen sind in einer von der UNO betriebenen Schule mindestens neun Menschen getötet worden. Das Gebäude im Norden des Palästinensergebiets wurde am Donnerstag von einem Geschoss der israelischen Streitkräfte getroffen. Unter den Toten befindet sich auch ein einjähriges Kind.

Ein Sprecher der palästinensischen Rettungskräfte sprach von 15 Toten und dutzenden Verletzten. Ein Sprecher des UN-Hilfswerks für palästinensische Flüchtlinge (UNRWA) bestätigte über den Kurznachrichtendienst Twitter, dass es "mehrere Tote und Verletzte" gibt.

UN-Mitarbeiter getötet

Bei dem Angriff sind auch UNO-Mitarbeiter getötet worden. Dies gab Generalsekretär Ban Ki-moon am Donnerstag in einer in New York veröffentlichten Erklärung bekannt. "Es gab viele Tote, darunter Frauen und Kinder und UNO-Mitarbeiter." Ban "verurteilte scharf" den Angriff auf das Gebäude im Norden des Gazastreifens.

Räumung nicht koordiniert

In die Schule bei Beit Hanoun hatten sich zahlreiche Palästinenser vor Israels Militäroffensive geflüchtet. Der UNWRA-Sprecher erklärte, die genauen Koordinaten des Gebäudes seien an die israelische Armee weitergegeben worden, um dieses zu schützen. Ein weiterer UN-Vertreter sagte AFP, das Geschoss sei gegen 14.50 Uhr (Ortszeit, 13.50 Uhr MESZ) "in oder bei" der Schule eingeschlagen.

Die israelische Armee hat nach eigener Darstellung die Betreiber einer UN-Schule im Gazastreifen gewarnt, bevor diese beschossen wurde. Aus der Umgebung der Schule in Beit Hanoun habe die militante Hamas Raketen abgeschossen, teilte das Militär mit.

Es habe deshalb dazu aufgefordert, das Gebäude zu räumen. Die Hamas habe die Zivilisten aber daran gehindert, das Gebäude zu verlassen. Der Sprecher des UN-Flüchtlingshilfswerkes UNRWA, Chris Gunness, teilte hingegen mit, seine Organisation habe vergeblich versucht, mit der israelischen Armee eine Räumung der Schule zu koordinieren.

Raketen in Schulen gefunden

Zuvor hat UN-Generalsekretär Ban Ki-moon empört auf den Fund von Raketen an Schulen der Vereinten Nationen im Gazastreifen reagiert. Dadurch seien die Gebäude zu möglichen Angriffszielen gemacht worden, hieß es in einer Erklärung am Mittwoch. Das Leben von unschuldigen Kindern, UN-Mitarbeitern und all jenen, die an den UN-Schulen Schutz suchten, sei dadurch in Gefahr gebracht worden. Ban ließ offen, wem er die Deponierung der Raketen zuschrieb.

Das UN-Hilfswerk für palästinensische Flüchtlinge (UNRWA) hatte vergangene Woche in einer seiner derzeit verlassenen Schulen 20 Raketen gefunden, die inzwischen aber verschwunden sind. Am Dienstag hatte es an einer anderen verlassenen UN-Schule in dem Gebiet einen zweiten Raketenfund gegeben.

Iranischer Parlamentspräsident bekennt sich zu Hamas-Aufrüstung

Die iranische Führung hat sich zur militärischen Aufrüstung der radikalislamischen Palästinenserorganisation Hamas im Gazastreifen bekannt. "Sie brauchten die Technologie für die Waffenproduktion, die wir ihnen bereitgestellt haben", erklärte der iranische Parlamentspräsident Ali Larijani am Donnerstag nach Angaben der Internetseite des arabischsprachigen Senders al-Alam.

Inzwischen seien die Kämpfer in Gaza in der Lage, sich selbst mit Waffen zu versorgen, sagte Larijani demnach. Schon während der Auseinandersetzungen zwischen Hamas und Israel im Herbst 2012 war Larijani nach eigenen Angaben "stolz" auf die militärische und finanzielle Hilfe Irans für die Hamas. Bisher hatte sich die Führung in Teheran aber nicht explizit zu konkreten Militärhilfen bekannt. Die israelische Regierung hatte dem Iran 2012 vorgeworfen, Raketen mit einer Reichweite von etwa 75 Kilometern an die Hamas geliefert zu haben.

Kämpfe gehen weiter

Über dem Großraum Tel Aviv sind am Donnerstag erneut fünf aus dem Gazastreifen abgefeuerte Raketen abgefangen worden. Im Zentrum von Tel Aviv waren mehrere laute Explosionen zu hören. Die radikal-islamische Hamas teilte mit, es sei erneut der internationale Flughafen Ben Gurion bei Tel Aviv angegriffen worden.

Kerry auf Vermittlungsmission

US-Außenminister John Kerry wird am Donnerstag seine Vermittlungsmission fortsetzen und ist derzeit in Kairo. Am Mittwoch traf er in Jerusalem UN-Generalsekretär Ban, in Ramallah Palästinenserpräsident Mahmoud Abbas. "Wir sind gewiss einige Schritte weitergekommen, aber es bleibt noch viel zu tun", zitierten ihn israelische Medien.

Zu einer möglichen Waffenruhe gab es am Mittwochabend widersprüchliche Signale. Hamas-Exilchef Khaled Mashaal machte die Zustimmung zu einer Vereinbarung erneut von einem Ende der Blockade des Gazastreifens abhängig. "Wir sind bereit, unser Leben zu opfern, um die Belagerung zu beenden", erklärte er in der katarischen Hauptstadt Doha. Zuvor hatten palästinensische Offizielle angekündigt, eine Waffenruhe sei "binnen Stunden" möglich.

Der israelische Regierungssprecher Mark Regev dementierte wenig später jedoch, dass eine Feuerpause unmittelbar bevorstehe. Ein Mitglied des israelischen Sicherheitskabinetts sagte dem Fernsehsender Aruz 10, die Vereinbarung einer Waffenruhe werde bis Samstag erwartet.

Ziel der inzwischen gut zweiwöchigen israelischen Offensive ist es, die Infrastruktur der Hamas wie Raketenabschussrampen, Waffenschmieden und vor allem unterirdische Bunker und Gänge zu zerstören. (APA, 24.7.2014)