Eine echte Autobahn- statt einer Betriebsauffahrt auf die A1 wünschen sich die Bürgermeister von Purkersdorf und Pressbaum zwischen Wien und Pressbaum

Foto: Gemeinde Pressbaum

Pressbaum - Bürgermeister mögen es, wenn ihr Ort wächst. Vergrößert sich doch mit der Bevölkerungszahl die Geldsumme, die der Gemeinde aus dem Finanzausgleich zusteht. Was gleichzeitig anschwillt, ist das Verkehrsaufkommen. Im "Speckgürtel" rund um Wien ruft das bei Pendlern und jenen, die aus der Stadt herauszogen, um etwas Ruhe zu finden, immer mehr Unmut hervor.

Die Bürgermeister von Purkersdorf und Pressbaum, Karl Schlögl (SP) und Josef Schmidl-Haberleitner (VP), präsentierten am Donnerstag bei einer Pressekonferenz eine Idee, wie das Verkehrsaufkommen in ihren Ortschaften reduziert werden könnte: durch den Bau einer A1-Autobahnaus- und -auffahrt zwischen Wien-Auhof und Pressbaum. An der vorgeschlagenen Stelle existiert bereits eine Betriebsauffahrt.

Halbieren des Verkehrsaufkommens

Nach Erhebungen des Landes würde eine neue A1-Auffahrt dort den Verkehr durch Purkersdorf halbieren (minus 5900 Fahrzeuge pro Tag), durch Pressbaum würden ein Drittel weniger Kfz fahren (minus 3600 Fahrzeuge). Bis 2025 werde sich auf jeden Fall das Verkehrsaufkommen verstärken, so die Prognose des Landes.

Ein Ausbau des öffentlichen Verkehrs sei freilich auch ein Ziel, sagte Schlögl. In den nächsten zwei bis drei Jahren sei eine Taktverdichtung der Bahn geplant. Vonseiten der ÖBB hieß es dazu, die Gespräche liefen erst. Reden wollen die Bürgermeister auch mit Land und Asfinag, die die Kosten des Autobahnauffahrtsprojekts tragen sollten.

Verkehrsprobleme werden für Regionalpolitiker in Niederösterreich in nächster Zeit vor allem dazu da sein, Lösungen zu präsentieren: In gut einem halben Jahr - am 8. oder 15. März 2015 - dräuen Gemeinderatswahlen. Besonders im Speckgürtel stehen alteingesessenen Parteien neue Gegner gegenüber: Die Neos, die diese Region ganz besonders beackern wollen, laden beispielsweise Ende August in Purkersdorf zu einem Bürgerbeteiligungsprojekt.

Wertminderung befürchtet

Auf der anderen Seite der Westautobahn will man keine neue Autobahnauffahrt. Claudia Bock (VP), Bürgermeisterin von Wolfsgraben, sagt, Bürger ihrer Gemeinde hätten eine Wertminderung ihrer Grundstücke zu befürchten. Außerdem würde Wolfsgraben laut Berechnungen des Landes mehr Verkehr drohen. Als der Plan für die Auffahrt vor circa drei Jahren mit Landesverkehrsplanern schon einmal diskutiert wurde, sei die Kosten-Nutzen-Rechnung aber soundso nicht dafürgestanden. Von der Asfinag hieß es auf Anfrage, es sei zwischen Wien und Pressbaum "keine neue Anschlussstelle geplant".

Rund um Wien suchen Bürgermeister seit Jahren nach Lösungen für eine Verkehrsentlastung. Teils geht es um Orte, durch die deutlich mehr Fahrzeuge rollen als aktuell durch Purkersdorf. 20.000 Fahrzeuge fahren laut Bürgermeister Christian Wöhrleitner (SP) etwa täglich durch Wiener Neudorf, wo sich die Shopping City Süd befindet. Das Verkehrskonzept, das man dort sucht, soll die Zahl der Autos halbieren.

In Klosterneuburg waren die Bürger schon vor vier Jahren aufgerufen, sich zur Stadtentwicklung und dabei auch zum Verkehr einzubringen. Wie erst kürzlich die Niederösterreichischen Nachrichten berichteten, liegen bis heute keine Ergebnisse vor. (Gudrun Springer, DER STANDARD, 25.7.2014)