Die angebliche Mittelklasse gibt sich bei technischen Inhalten und stilistisch wie eine kleine S-Klasse. Im Test: Mercedes C 220 BlueTec

Im ersten Moment glaubt man tatsächlich, da hätten sich die Typenschild-Bekleber bei Daimler jetzt vertan. Das soll der Diesel-Einstieg ins Brot-und-Butter-Segment von Mercedes-Benz sein?

foto: andreas stockinger

In der neuen C-Klasse hat man weniger den Eindruck, dass Mercedes-Benz dem Audi A4 und dem BMW 3er Marktanteile abknöpfen möchte. Vielmehr scheinen sich die Stuttgarter die Kunden krallen zu wollen, welchen eine S-Klasse schlicht ein bisserl zu groß und zu protzig ist.

foto: andreas stockinger

Der kleinste Turbo-Diesel, der 170 PS und 400 Newtonmeter an die Hinterachse schickt, bewegt die C-Klasse ohne Mühen. Das Bild vom Businessanzug auf Laufschuhen geht vor dem inneren Auge auf. Aber das liegt vielleicht auch am geheimen Wunderbaum, der olfaktorisch durch die Lüftung statt am Rückspiegel baumelt.

foto: andreas stockinger

Im Handschuhfach befindet sich ein kleines Flascherl mit Autoparfum, dessen Duft - ja, sagen wir einmal Duft - über die Lüftungsdüsen verteilt wird. In mehreren Stufen lässt sich die Stärke dosieren, von gar nicht bis aufdringlich.

foto: andreas stockinger

Obschon, solche Gerüche hinterlassen ja leicht den Eindruck, man möchte was Unangenehmes kaschieren. Womit wir wieder bei Laufschuhen wären.

foto: andreas stockinger

Mit den Ledersitzen braucht die C-Klasse die Duftdusche gar nicht. Zumindest nicht, wenn der Wagen neu ist. Aber gut möglich, dass das in einigen Jahren ganz anders ist, wenn der Innenraum Geschichten erzählen kann, die am Esstisch nichts verloren haben.

foto: andreas stockinger

Auf der anderen Seite polarisiert der Bildschirm, der manchen aufgesetzt erscheint. Dabei ist er eine saubere - auch weil man mit den Fingern nicht drauftapsen braucht - und galante Lösung, die perfekt zum penibel verarbeiteten Innenraum passt.

foto: andreas stockinger

Beim ganzen Rest gibt es nichts zu streiten. Die Klimaanlage bläst jenen, die es möchten, einen Scheitel, kühlt für die anderen den Innenraum ab, ohne dass man einen Windhauch spürt.

foto: andreas stockinger

Das Fahrwerk hat eine Bandbreite von knackig straff bis hin zu sänftig weich. Die Lenkung ist exakt, ohne steif zu sein, der Antrieb kräftig, wenn auch nicht sportlich, dafür aber so knausrig mit dem Diesel, als wäre er doppelt so teuer.

foto: andreas stockinger

Apropos: Wer sich brav in der Zubehörliste verliert, baut eine C-Klasse, die sich auch auf einem anderen Weg der S-Klasse nähert. (Guido Gluschitsch, DER STANDARD, 25.7.2014)

>>> Zweite Meinung und technische Daten auf der nächsten Seite

foto: andreas stockinger

Mercedes legt in der Liga endlich den BMW-Komplex ab: Die neue C-Klasse tritt selbstbewusst wie noch nie auf, sie misst sich auf Augenhöhe mit dem extrem gelungenen 3er BMW, ohne dabei die Kernwerte der Marke zu vernachlässigen: Komfort, Sicherheit, Technik. Entspannt bis ein bisserl sportlich: Im Fahrbetrieb ist vieles möglich, und erstmals stellt sich ein großzügiges Raumgefühl ein - bisher wirkte die C-Klasse immer etwas knapp geschnitten. C 220 BlueTec heißt: Basisdiesel, heißt: nicht unbedingt übermotorisiert, heißt aber auch: vorbildlich sparsam. (stock)

Link

Mercedes

Hinweis im Sinne der redaktionellen Leitlinien: Die Teilnahme an internationalen Fahrzeug- und Technikpräsentationen erfolgt großteils auf Basis von Einladungen seitens der Automobilimporteure oder Hersteller. Diese stellen auch die hier zur Besprechung kommenden Testfahrzeuge zur Verfügung.

foto: andreas stockinger