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Das Teilen von Spritzbesteck kann zu einer Hepatitis-Infektion führen.

Foto: APA/GEORG HOCHMUTH

Obwohl durch Impfung und andere Maßnahmen vermeidbar, bleibt die Virus-Hepatitis ein Problem. Viele Erkrankungen bleiben lange Zeit unerkannt. Auch die epidemiologische Kontrolle durch die Einrichtungen der öffentlichen Gesundheit ist mangelhaft, heißt es in einem neuen Report des Europäischen Zentrums für Krankheitskontrolle (ECDC) anlässlich des bevorstehenden Welt-Hepatitis-Tag am 28. Juli.

Großes Problem

In ganz Europa sind nach wie vor Millionen Menschen von den durch Viren hervorgerufenen Leberentzündungen, die zu einem hohen Anteil chronische Erkrankungen bedeuten, betroffen. Zwischen 2006 und 2012 wurden in Europa rund 206.000 Fälle von Hepatitis C und 110.00 Hepatitis B-Erkrankungen bekannt. Das müsste nicht so sein, so ECDC-Generaldirektor Marc Sprenger: "Die Virus-Hepatitis ist verhütbar. Bleibt sie unbehandelt, kann eine Hepatitis B- oder Hepatitis C-Infektion zu Leberzirrhose oder Krebs führen."

Am einfachsten wäre wohl der Kampf gegen die Hepatitis A - auch eine klassische Reisekrankheit - zu gewinnen. Sie zeigt zwar selten einen schweren Verlauf, doch die Krankheit, die zumeist mit kontaminiertem Wasser übertragen wird, ließe sich durch die Impfung einfach verhindern.

Ein zunehmend Beachtung findendes Risikopotenzial stellen die weltweite Migration und die jährlich Millionen Besuche von Menschen, die aus anderen Weltregionen stammen, in ihrer "alten Heimat" dar. Die Sicherstellung der Hygiene (Wasserversorgung, Abwassermanagement) in den Regionen, wo die Krankheit noch verbreitet ist und die Impfung wären die wichtigsten Gegenmaßnahmen.

Gefährliche Hepatitis C

Das zahlenmäßig größte Problem stellt die oft viele Jahre ohne Symptome verlaufende und vor allem durch intravenösen Drogenkonsum übertragene Hepatitis C dar. Sie wird zu einem Großteil chronisch, was zunehmende Leberschäden mit Zirrhose, Leberkarzinomen oder Leberversagen bedeuten kann. Hier gibt es keine Impfung, aber neuerdings medikamentöse Therapien, die eine Heilungschance von mehr als 90 Prozent versprechen.

Doch aktuell liegen die Behandlungskosten durch die Arzneimittel bei bis zu rund 80.000 Euro für drei Monate. Diese Behandlung wird derzeit in bestimmten Fällen nur in fünf Staaten der EU bezahlt. "Was ist wichtiger, die Interessen der Aktionäre oder jene der erkrankten Patienten?", fragte vor kurzem der Wiener Doyen der österreichischen Hepatologen und Mitentwickler solcher Therapien, Peter Ferenci.

Laut dem aktuellen Report des ECDC wurden im Jahr 2012 in Europa 30.607 neue Fälle von Hepatitis C gemeldet. Doch nur 13 Staaten konnten bei ihren Meldungen zwischen akuten und chronischen Fällen unterscheiden. Intravenöser Drogenkonsum lässt bei bis zu drei Viertel der Erkrankungen als Übertragungsart feststellen. Spritzen-Tauschprogramme und die Opiat-Substitutionstherapie für Heroinabhängige können helfen, die Infektionsraten zurückzudrängen.

Weniger Neuerkrankungen

Die 29 Mitgliedsstaaten des ECDC berichteten im Jahr 2012 von etwa 17.300 bekannt gewordenen Hepatitis B-Erkrankungen. 71 Prozent der Meldungen bezogen sich auf chronische Erkrankungen durch das Virus. Die Impfung, Safer Sex und eine adäquate Versorgung von i.v. (intravenös injizierten)-Drogenabhängigen sind die wichtigsten Gegenmaßnahmen.

Ein Drittel der Infektionen treten bei jungen Erwachsenen auf. Durch die in den meisten Ländern Europas etablierten Impfprogramme ist die Zahl der Neuerkrankungen seit 2006 gesunken, allerdings steigt die Zahl der diagnostizieren chronischen Fälle. Die Behandlungsmöglichkeiten einer chronischen Hepatitis B sind derzeit deutlich schlechter als bei einer Hepatitis C. (APA, derStandard.at, 25.7.2014)