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Österreich könnte ein Ausrufezeichen gegen ein Land setzen, das Weltmeister produziert.

Foto: EPA/Illyes

Budapest - Mit dem 1:2 gegen Portugal haben Österreichs U19-Fußballer die erste EM-Niederlage kassiert. Schlimmes geschehen ist aber eigentlich nicht. Denn die Truppe von Teamchef Andreas Heraf zeigte auch gegen die Portugiesen einen starken Kick. Im ÖFB-Team regiert daher riesige Vorfreude aufs Halbfinale gegen Deutschland.

"Jetzt brennen wir für diese Geschichte, jetzt wollen wir es wissen", brachte Teamchef Andreas Heraf die kollektive Euphorie in seiner Truppe auf den Punkt. Das Motto für Montag lautet: "Die Deutschen spielen Semifinale, wir spielen Finale. Wenn wir das gewinnen, dann haben wir zufällig noch ein zweites. So gehen wir das an. Wir werden alles in dieses Match reinlegen."

In die Mertesacker'sche Eistonne

Jetzt muss aber auch erst einmal gehörig regeneriert werden, selbst wenn es sich um junge Jahrgänge handelt. Auslaufen, ein Bad im Eisbecken, Radfahren. Heraf berichtete, dass in der Pause des Portugal-Spiels einige Akteure mit den Kräften am Ende waren und ausgetauscht werden wollten.

"Das gefällt mir nicht, das macht mir ein bisschen Sorge. Aber das wird den anderen Teams genauso gehen", so Heraf. Umso entscheidender könnte der Vorteil sein, dass man aufgrund des vorzeitig fixierten Halbfinal-Einzugs Schlüsselspieler wie Francesco Lovric, Sinan Bytyqi oder Sascha Horvath gegen Portugal zumindest teilweise schonen konnte.

Man versteht einander

Dadurch konnten auch Akteure wie der erst Ende Mai 17 Jahre alt gewordene Mittelfeldmann Konrad Laimer ihr Können unter Beweis stellen. "Er ist erst seit rund zehn Tagen bei uns und spielt, als wäre er schon immer dabei", sagte Heraf, der dafür eine simple Erklärung hat: "Unser Spiel ist einfach strukturiert. Jeder weiß, was er zu tun hat. Ich brauch' nicht ein halbes Jahr jeden Tag Training mit den Jungs. Ein paar Einheiten, ein paar Gespräche, dann geht das schon."

Weniger Geld, mehr Perspektiven

Paul Gludovatz war 26 Jahre als Nachwuchs-Teamchef für den österreichischen Fußball-Bund (ÖFB) tätig. Der Vater zahlreicher rot-weiß-roter EM- und WM-Sternstunden verfolgt dementsprechend interessiert und erfreut den aktuellen Erfolgslauf der ÖFB-U19 bei der EURO in Ungarn. "Diese Mannschaft darf sich berechtigte Hoffnungen machen, sogar auf den EM-Titel", sagte Gludovatz.

Warum es so super läuft? Entscheidend seien das Individualtraining sowie das frühe Training und Mitspielen in guten Kampfmannschaften. Dabei kommt den Jungkickern laut Gludovatz zugute, dass es vielen Vereinen wirtschaftlich nicht allzu rosig geht. "Anstelle eines teuren älteren Spielers setzen die Clubs aus wirtschaftlichen Gründen auf den billigeren jungen Kicker." Gludovatz weiß wovon er spricht, arbeitet er doch derzeit als Trainer von rund 150 aktuell arbeitslosen Profifußballern.

Die Tatsache, dass die Zahl der ÖFB-Teamspieler mit Migrationshintergrund (u.a. Bytyqi/Kosovo, Lucic/Kroatien) weiter steigt, rundet für Gludovatz das Erfolgspuzzle ab. "Die haben halt einen anderen Biss und können anders kicken als so mancher gesättigte österreichische Bursche." (APA/red, 26.7.2014)