Santiago de Chile - Mehr als 5000 Menschen haben in Santiago de Chile am Freitagabend (Ortszeit) der winterlichen Kälte getrotzt und für die Legalisierung der Abtreibung demonstriert. Wie AFP-Reporter berichteten, forderten sie das Recht auf eine legale, kostenlose und sichere Schwangerschaftsunterbrechung. Abtreibungen sind im katholisch geprägten Chile vollständig verboten.

Bei der Fackeldemonstration durch die Straßen im Zentrum der chilenischen Hauptstadt wurden Parolen gerufen und Schilder hochgehalten, die sich ausdrücklich gegen die katholische Kirche richteten. Immer wieder skandierten die Frauen: "Saquen sus rosarios de nuestros ovarios" (Nehmt eure Rosenkränze aus unseren Eierstöcken).

150.000 unsachgemäße Eingriffe

Nach Angaben des chilenischen Gesundheitsministeriums werden im Land jährlich 150.000 klandestine und unsachgemäße Eingriffe vorgenommen. Für viele Frauen enden sie tödlich. In einem am Donnerstag veröffentlichten Bericht der UNO zur Lage der Menschenrechte in Chile wird eine Legalisierung von Abtreibungen im Fall von Vergewaltigung und Inzest empfohlen.

Diese sogenannten therapeutischen Schwangerschaftsunterbrechungen stehen in Chile, weltweit eines der Länder mit dem striktesten Abtreibungsverbot, ebenfalls unter Strafe. Eine Schwangerschaftsunterbrechung ist auch dann untersagt, wenn das Leben der werdenden Mutter gefährdet ist.

Legalisierung vor Jahresende

Die chilenische Präsidentin Michelle Bachelet von der Sozialistischen Partei hatte im Mai ihre Absicht kundgetan, die Debatte zum Thema wieder aufzunehmen - mit dem Ziel, vor Jahresende eine Legalisierung der therapeutischen Abtreibungen zu erreichen.

Bis 1989 waren therapeutische Abtreibungen im Fall von nicht lebensfähigen Föten oder bei Gefahr für das Leben der Schwangeren erlaubt. Erst 1990, im letzten Jahr der Militärdiktatur unter General Augusto Pinochet, wurde die therapeutische Schwangerschaftsunterbrechung kriminalisiert. Scheidung ist in Chile erst seit 2004 legal. (APA, 26.7.2014)