Paris/London - Ungeachtet eines Demonstrationsverbotes haben sich rund 5.000 Menschen in Paris zu Protesten gegen die israelische Militäroffensive im Gazastreifen versammelt. Als einige Teilnehmer der Kundgebung auf dem zentralen Place de la Republique Steine auf die Polizei warfen, setzte diese Tränengas ein. Dutzende Menschen wurden festgenommen. Auch in London gingen mindestens 10.000 Menschen auf die Straße.

Die Demonstranten in Paris schwenkten palästinensische Fahnen und riefen Parolen wie "Israel raus aus Palästina, die Zeit der Kolonien ist vorbei", "Israel Mörder, Hollande Komplize" und "Israel verschwinde, Palästina gehört nicht dir". Einige junge Männer verbrannten eine israelische Fahne unter dem Beifall der Umstehenden. Später kam es am Rande der Kundgebung zu Zusammenstößen mit der Polizei. Als die Beamten mit Steinen beworfen wurden, setzten sie Tränengas ein.

Bereits zuvor waren rund vierzig Menschen festgenommen worden, wie aus Polizeikreisen verlautete. Demnach hatten die Beamten die Anweisung, rasch und entschieden einzugreifen, sobald antisemitische Slogans gerufen werden. Die Polizei war mit einem starken Aufgebot vor Ort, nachdem es bereits in den vergangenen Wochen am Rande von pro-palästinensischen Demonstrationen antisemitische Ausschreitungen gegeben hatte.

Die Demonstration war eigentlich von der Pariser Polizeipräfektur wegen der Gefahr der Störung der öffentlichen Ordnung verboten worden. Gegen Mittag hatte die Justiz das Verbot der Demonstration erneut bestätigt, nachdem die Organisatoren zuvor einen Eilantrag beim Pariser Verwaltungsgericht gegen das Verbot eingereicht hatten. Innenminister Bernard Cazeneuve forderte die Organisatoren daraufhin auf, ihren Aufruf zu der Kundgebung ab 15.00 Uhr zurückzuziehen. Diese lehnten jedoch ab und kritisierten das Demonstrationsverbot als Provokation.

"Diese Demonstration ist illegal, doch für uns ist sie mehr als legitim. Es geht darum, unsere Solidarität mit einem Volk zu zeigen, das dabei ist, massakriert zu werden", sagte Hugo, ein Anhänger der Neuen Antikapitalistischen Partei (NPA). Sarah, eine 19-jährige Demonstrantin, sagte, sie könnten für die Palästinenser nichts anderes tun, als zu reden und zu demonstrieren.

Die Behörden hatten bereits am vergangenen Samstag und Sonntag zwei Demonstrationen im Pariser Stadtteil Barbes und in der Pariser Vorstadt Sarcelles wegen Sicherheitsbedenken verboten, woraufhin es an beiden Orten zu Ausschreitungen kam. In Sarcelles wurden Geschäfte geplündert, ein jüdischer Laden in Brand gesetzt und Israel-feindliche Parolen gerufen. Genehmigte Demonstrationen in anderen Städten waren ohne Zwischenfälle verlaufen. Auch am Samstag gab es in Marseille und Nizza wieder propalästinensische Demonstrationen mit tausenden Teilnehmern, die friedlich verliefen.

Auch in London wurde am Samstag gegen die israelische Militäroffensive im Gazastreifen protestiert, bei der in knapp drei Wochen mehr als tausend Palästinenser getötet wurden. Nach Angaben der britischen Polizei marschierten mindestens 10.000 Demonstranten von der israelischen Botschaft in Kensington vorbei am Büro des Premierministers David Cameron bis vor das Parlament in Westminister. Laut einem AFP-Fotografen war die Zahl womöglich noch deutlich höher.

"Stoppt Israels Staatsterror", "Freiheit für Palästina" und "Gaza - Endet die Belagerung", stand auf den Schildern der Demonstranten. Als die Teilnehmer am Sitz der Regierung vorbeikamen, riefen sie: "Schande über Dich, David Cameron". (APA, 26.7.2014)