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Adipositas im Kindesalter führt zu erhöhten Gesundheitsrisiken für Körper und Psyche und somit zu massiven Folgekosten für das Gesundheitssystem.

Foto: AP Photo/Gene J. Puskar

Das Österreichische Akademische Institut für Ernährungsmedizin (ÖAIE) verweist auf erste Erfolge, die eine Pilotstudie zur Vermeidung der Entstehung von Übergewicht und Folgeerkrankungen bei Kindern und Jugendlichen hervorbrachte. Demnach bewirken wissenschaftlich fundierte Interventionsmaßnahmen durch ein multidisziplinäres Expertenteam deutliche Verbesserungen hinsichtlich des Ernährungsverhaltens, Ernährungswissens, Körperfettanteils und der Blutwerte bei elfjährigen Kindern.

Die WHO-Vorgaben, bis 2020 die Zahl der übergewichtigen Kinder und Jugendlichen um zehn Prozent zu senken, wird Österreich nach Einschätzung des ÖAIE jedoch nicht erreichen können, zumal die Politik bislang keine konkreten Vorbereitungen zu einer flächendeckenden Umsetzung wirksamer Präventionsmaßnahmen getroffen hat.

Positive Ergebnisse

Seit einem Jahr führt das ÖAIE in Zusammenarbeit mit dem Österreichischen
Herzfonds an Wiener Schulen das Pilotprojekt "EDDY" (Effects of sports and diet trainings to prevent obesity and secondary diseases and to influence young children’s lifestyle) durch, um die Wirksamkeit kombinierter Interventionsmaßnahmen bei übergewichtigen Kindern wissenschaftlich nachzuweisen.

Eine erste Auswertung bringt nun deutlich positive Ergebnisse: Kinder, die aktiv an dem Programm teilnehmen, weisen nach einem Jahr signifikante Änderungen ihres Ernährungsverhaltens auf, indem sie deutlich weniger Junk Food, Süßigkeiten und Knabberartikel konsumieren. Das Ernährungswissen stieg nachweisbar an, während der alterstypische Anstieg des Körperfetts und des LDL-Cholesterins gebremst werden konnte.

"Bisher durchgeführte Studien haben uns gezeigt, dass singuläre Maßnahmen wie Informationsbroschüren oder Vorträge zur richtigen Ernährung keine nachhaltige Veränderung des Lebensstils bei Kindern bewirken können", sagt Kurt Widhalm, Präsident des ÖAIE. Mit dem Pilotprojekt EDDY entwickelte das ÖAIE daher ein wissenschaftlich fundiertes Interventionsmodell, an dessen Umsetzung ein multidisziplinäres Expertenteam aus Medizinern, Psychologen, Ernährungswissenschaftlern und Sportwissenschaftern beteiligt ist.

Der kombinierte Maßnahmenmix besteht aus Ernährungsunterricht, Sporttrainings und regelmäßigen medizinischen Untersuchungen. "Wichtig ist auch die Einbeziehung der Eltern, und dass die Intervention über ein Jahr hindurch kontinuierlich durchgeführt wird. Nur so können wir Kinder nachweislich dazu animieren, durch mehr Bewegung und gesündere Ernährung besser auf ihre Gesundheit zu achten", sagt Widhalm.

Hohe Risiken

Adipositas im Kindesalter führt erwiesenermaßen zu erhöhten Gesundheitsrisiken für Körper und Psyche und somit zu massiven Folgekosten für das Gesundheitssystem. Die WHO legte daher bereits im Juli 2013 im Rahmen der "Ministerkonferenz zu Ernährung und nichtübertragbaren Krankheiten" in Wien einen "Food and Nutrition Action Plan 2014-2020" vor. Wesentliches Ziel darin ist es, bis 2020 die Zahl der übergewichtigen Kinder und Jugendlichen um 10 Prozent zu senken.

"Von Seiten der zuständigen Politiker sind außer der Einsetzung von Kommissionen bisher keinerlei nachweisbar wirksame Maßnahmen gesetzt worden", beklagt Widhalm. Die jährlich von Schulärzten erhobenen Daten wie Größe und Gewicht von Schulkindern würden nach wie vor nicht ausgewertet, sondern in den Schubladen. "Wie soll denn hier auf ein WHO-Ziel für das Jahr 2020 hingearbeitet werden, wenn nicht einmal der Status quo von 2014 bekannt ist?“, so Widhalm.

Neben der Auswertung der von Schulärzten erhobenen Daten fordert das ÖAIE eine gezielte Ausbildung von Lehrern im Fach Ernährung und die Einführung eines eigenen Unterrichtsfachs Ernährung/Bewegung/Gesundheit an Schulen. Die aus der EDDY Studie gewonnenen Erkenntnisse sollen als Grundlage für ein flächendeckendes, standardisiertes Präventionsprogramm an allen österreichischen Schulen dienen. (red, derStandard.at, 28.7.2014)