Neubiberg - Der deutsche Halbleiterkonzern Infineon hat im abgelaufenen dritten Quartal dank guter Geschäfte mit Industrie- und Energietechnikchips seine langfristigen Renditeziele wieder erreicht. Während der Umsatz verglichen mit dem Vorquartal um 6 Prozent auf 1,1 Mrd. Euro zulegte, kletterte der Gewinn um 15 Prozent auf 143 Mio. Euro, wie das Unternehmen am Mittwoch mitteilte.

Der Halbleiterkonzern ist in Österreich mit einem Werk und Forschungszentrum in Villach sowie an weiteren Standorten vertreten. In Villach sind 2.600 von insgesamt 3.100 hierzulande Beschäftigten tätig.

Infineon erreichte eine operative Rendite von 15,3 Prozent und überschritt damit erstmals seit Jahren wieder seinen langfristigen Zielwert von 15 Prozent. Der größte deutsche Chipspezialist verdiente damit mehr, als Börsianer erwartet hatten. Allerdings rauschte die Infineon-Aktie trotz der von Analysten als gut gelobten Zahlen ans Dax-Ende und verlor mehr als vier Prozent. DZ-Bank-Experte Harald Schnitzer machte Gewinnmitnahmen dafür verantwortlich. Die Infineon-Titel haben seit Jahresbeginn 15 Prozent zugelegt, während der Dax nur ein Prozent gewann.

"Das war das fünfte Quartal in Folge mit Wachstum im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Unsere Strategie bewährt sich und die Investitionen zahlen sich aus", sagte Vorstandschef Reinhard Ploss. Vor allem im Geschäft mit Haushaltsgeräteherstellern und Erneuerbarer Energie sowie bei Stromversorgungstechnik und Netzteilen für Smartphones und Tablets lief es für die Bayern gut.

Wachstum im Auto-Segment gedämpfter

Das Wachstum im Auto-Segment, das inzwischen fast die Hälfte des Infineon-Umsatzes ausmacht, blieb indes gedämpfter. Allerdings kommt der Hersteller mit der Produktion nicht hinterher. Es gebe einen kleinen Engpass, der über den Sommer abgearbeitet werde, sagte Ploss in einer Telefonkonferenz. Die Autobauer rüsteten ihre Modelle mit immer mehr elektronischen Steuerungen und Sensoren aus. Insbesondere vom Markterfolg deutscher Autobauer, die für 30 Prozent des Segmentumsatzes bei Infineon stehen, profitiere der Chipbauer.

Vom klassischen Massengeschäft mit Standardchips, wie es Intel oder Samsung betreiben, hat sich Infineon weitgehend unabhängig gemacht. Die Auftragslage sei absehbar in den kommenden Quartalen gut, sagte Ploss. Der Absatz wachse gesund, es gebe weder Zeichen für eine Überhitzung noch einen Abschwung. Im Geschäftsjahr, das Ende September endet, werde der Konzern etwas besser abschneiden als bisher angepeilt, da es im laufenden Schlussquartal mit Einnahmen und Rendite weiter bergauf gehe. Der Umsatz werde etwas über der prognostizierten Spanne von sieben bis elf Prozent liegen, die operative Marge über 14 Prozent.

Spezialchips bei Bedarf schneller lieferbar

Für Infineon beginnen sich langsam die Investitionen in die Modernisierung der Fabriken bezahlt zu machen. Ploss und sein Vorgänger Peter Bauer haben über die vergangenen Jahre einen Milliardenbetrag in den Ausbau und die Umstellung der Fertigung gesteckt. Im zyklischen Halbleitergeschäft kann der Konzern, der vor wenigen Jahren noch am Rand des Zusammenbruchs stand, nun bei Bedarf schneller größere Mengen Spezialchips an ihre Kunden liefern und günstiger auf größeren Siliziumscheiben (Wafer) produzieren. Auf der gleichen Fläche müsse Infineon bei der Fertigung auf den größeren Scheiben 30 Prozent weniger Kapital einsetzen als bei der bisherigen Produktion.

Infineon sei weiterhin auf der Suche nach Übernahmezielen, bekräftigte Ploss. Akquisitionen sind in der hoch spezialisierten Chipbranche rar. Erst jüngst scheiterte der geplante Zusammenschluss des Apple-Zulieferers Dialog, der am Mittwoch ein überraschend hohes Gewinnplus auswies, mit der österreichischen ams. Sollte Infineon kein passendes Ziel finden, werde man überlegen, die Aktionäre stärker an den aktuell hohen Barmitteln zu beteiligen, sagte der Konzernchef. Für eine Entscheidung sei es aber noch zu früh. (APA/Reuters, 30.7.2014)