Bild nicht mehr verfügbar.

Michael Baur folgte Adi Hütter als Grödig-Trainer.

Foto: APA/ Hochmuth

Salzburg/Wien - Vergangene Weihnachten bekam Michael Baur ein Christkindl, über das er sich zunächst gar nicht gefreut hat. Im Nachhinein gesehen war es allerdings ein Segen für den Ex-Internationalen, dass sein Stammklub Wacker Innsbruck ihm abgesagt und Michael Streiter die schwierige Traineraufgabe übertragen hat, den Abstieg aus dem Oberhaus abzuwenden.

Der Optimist

Streiter scheiterte glorios, er wird mit Wacker den ersten Eindrücken nach auch in der zweiten Leistungsstufe seine liebe Not haben. Baur rechnet sich derzeit dagegen gute Chancen aus, mit dem SV Grödig im Rennen um den Einzug in die Gruppenphase der Europa League zu bleiben.

Die Salzburger empfangen am Donnerstag (21.05, ORF 1) in der Red-Bull-Arena Zimbru Chisinau zwecks Hinspiels zur dritten Qualifikationsrunde. "Das ist eine kompakte, im Kollektiv starke Mannschaft", sagt Baur über den moldawischen Cupsieger, der zuletzt immerhin den bulgarischen Vizemeister ZSKA Sofia aus dem Bewerb entfernt hatte.

Dass er sich, hätte Wacker anders entschieden, jetzt mit einer anstehenden Auswärtspartie gegen den Kapfenberger SV beschäftige, ist für Baur keine ausgemachte Sache. "Vielleicht hätten wir ja etwas anders gemacht, vielleicht hätten wir es geschafft." Mit wir meint der 45-Jährige, den sie einst wegen seines gepflegten Spiels "Alpen-Baresi" riefen, auch seinen Assistenten Markus "Max" Scharrer und Torhütertrainer Oliver Scheucher, die mit Baur schon in der Regionalliga beim mit den Red Bull Juniors kooperierenden FC Anif wirkten.

Der Teamarbeiter

Baur ist mit einem funktionierenden Team zu einer funktionierenden Mannschaft gekommen. Das sei leicht und schwer zugleich gewesen. "Es ist immer schön, wenn man weiß, dass man in eine Gemeinschaft kommt, in der alle an einem Strang ziehen." Allerdings schlug Baur, nachdem sich Grödig für ihn entschieden hatte, auch Geringschätzung entgegen, "von Journalisten, aber auch anderen Leuten, weil ich aus der Regionalliga war. Aber woher hätte ich kommen sollen? Von Real Madrid?" Baur hat schnell überzeugt. "Es ist wichtig, wie dich die Leute zu sehen bekommen. Ich bin keiner, der fünf Minuten vor dem Training kommt und danach gleich weg ist." Der gute Saisonstart, das Überstehen der ersten Europacuprunde der Grödiger Vereinsgeschichte und die vier Punkte aus den ersten beiden Ligaspielen, war natürlich ebenfalls äußerst hilfreich.

Baur, der in weit mehr als 500 Ligaspielen und in Kurzgastspielen beim HSV und bei Urawa Red in Japan Erfahrung gesammelt hat, ist klug genug, bei Grödig auch auf Kontinuität zu setzen. Er wolle nicht wie "der Adi" (Hütter) sein, genauso wie "der Adi" in Salzburg auch nicht wie "der Schmidt" (Roger) sein wolle, "aber Sachen, die funktionieren, muss man nicht mit Gewalt ändern".

Der Stoiker

Als Trainer versucht Baur Ruhe zu bewahren. "Ich konnte als Aktiver schon ein Häferl sein, aber wenn du an der Linie herumhampelst, überträgt sich das auf die Spieler." Baur legt Wert auf Disziplin, aber "man kann selten von außen einwirken, also sollen die Spieler auch selbst Entscheidungen treffen können". Und dass nicht alles in der eigenen Hand liegt, hat Baur spätestens zu Weihnachten gelernt, als der Kelch namens Wacker vorüberging. (Sigi Lützow, DER STANDARD, 30.7.2014)

Europa-League-Qualifikation, 3. Runde, Donnerstag

SV Grödig - Zimbru Chisinau
Salzburg, Red-Bull-Arena, 21.05 Uhr, live ORF 1, SR Evans (Wales)

Grödig: Stankovic - Handle, Karner, Maak, Strobl - Brauer, Nutz - Schütz, Tomi, Boller - Reyna

Ersatz: Adilovic - Djuric, Martschinko, Huspek, Goiginger, R. Wallner

Es fehlen: Potzmann (Schambeinentzündung), Hart (Bindehautentzündung), Schubert (Reha nach Herzmuskelentzündung), Gschweidl (Adduktorenprobleme), Cabrera (Knöchelverletzung)

Chisinau: Rusu - Jardan, Pawljutschek, Burghiu, Erhan - Klimowitsch - Cheptine, Anton, Vremea, Dedov - Amani

Ersatz: Chirinciuc - Potirhniche, Spataru, Grossu, Pascenco, Alexeev, Graur

Rückspiel am 7. August (19 Uhr MESZ) in Chisinau, der Aufsteiger steht im Playoff der Qualifikation