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Nach dem Unglück will die Tiroler Landwirtschaftskammer Verhaltensregeln für Wanderer auf Almen erarbeiten.

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Innsbruck – Nach der tödlichen Attacke von 20 Kühen und Kälbern auf eine 45-jährige Deutsche im Stubaital am Montag hat die Staatsanwaltschaft Innsbruck ein Verfahren gegen unbekannte Täter wegen des "Anfangsverdachts" der fahrlässigen Tötung eingeleitet, sagte Sprecher Thomas Willam am Mittwoch. Die Obduktion habe ergeben, dass die Frau zu Tode getrampelt wurde.

Der Druck auf den Brustkorb der Wanderin sei letztlich zu groß gewesen, heiß es von der Staatsanwaltschaft. Die Obduktion habe zwar ergeben, dass die Frau auch von Hörnern der Kühe getroffen wurde. Das sei allerdings nicht todesursächlich gewesen.

Laut Willam geht man davon aus, dass die Ermittlungen der Polizei in zwei Wochen abgeschlossen sein werden. Bis dahin würden noch mehrere Personen vernommen. Sobald die Staatsanwaltschaft alle Protokolle auf dem Tisch habe, werde sie beurteilen, ob der Vorfall einer bestimmten Person zurechenbar ist oder nicht. Derzeit sei das nicht der Fall, deshalb werde der betroffene Landwirt auch nicht als Beschuldigter geführt.

Hund soll Kühe nicht gereizt haben

Der Tierschutzverein Vier Pfoten riet unterdessen, Kuhherden generell zu meiden. "Kühe haben einen sehr starken Mutterinstinkt", sagte Irina Fronescu von Vier Pfoten. Daher gelte als erste Regel: Wenn Wanderer Muttertiere mit ihren Kälbern sehen, sollten sie einen großen Bogen um die Herde machen. Viele Zwischenfälle, bei denen Wanderer verletzt werden, hätten auf diese Weise vermieden werden können. Sei die Überquerung einer Weide unvermeidlich, rät Vier Pfoten, sich ruhig zu verhalten und begleitende Hunde unbedingt anzuleinen.

Die getötete Urlauberin war in dem eingezäunten Bereich mit ihrem Hund auf einem Wanderweg unterwegs, als die Tiere plötzlich seitlich auf sie zuliefen. Sie wurde rund 45 Minuten lang reanimiert, erlag jedoch ihren Verletzungen. Nach Angaben der Exekutive hatte es die Herde vermutlich auf den angeleinten Hund abgesehen. Das Tier soll sich laut einem Zeugen zuvor aber nicht aggressiv gegenüber den Kühen verhalten haben.

Bild berichtet über "Killer-Kühe"

Die Attacke löste auch in Deutschland ein großes Medienecho aus. Die "Bild"-Zeitung brachte den Fall auf ihrer Titelseite und schrieb von "Killer-Kühen vom Stubaital". Das Magazin "Focus" fragte online: "Was ist los mit den Kühen in Österreich?" und nahm dabei nicht nur Bezug auf den Tod der Frau, sondern auch auf einen Vorfall in der Steiermark vom Dienstag, bei dem ein 43-jähriger landwirtschaftlicher Hilfsarbeiter auf einer Weide von einem Stier getötet wurde.

Landwirtschaftskammer will Verhaltensregeln erarbeiten

Als Reaktion auf den Unfall will die Landwirtschaftskammer Tirol Verhaltensregeln für Wanderer auf Almen erarbeiten. Hauptproblem sei die fehlende Information, wie man sich dort richtig bewege, sagte Kammerpräsident Josef Hechenberger.

Bis Ende nächster Woche soll ein Infofolder erarbeitet werden, der an alle Tourismusbetriebe und Almbauern zum Auslegen weitergegeben werde, sagte Hechenberger bei einer Pressekonferenz im Anschluss an einen runden Tisch in Innsbruck am Mittwochabend. Auch Hinweistafeln mit Verhaltensregeln sollen künftig auf Almen und Zubringerwegen angebracht werden. Warnschilder gebe es bereits, diese sollen ebenfalls überarbeitet werden.

"Das Wissen über das Verhalten der Tiere ist heutzutage nicht mehr vorhanden", sagte Tirols Landesveterinärdirektor Josef Kössler. Wichtig sei, die Wanderwege nicht zu verlassen, Hunde an die Leine zu nehmen und bei einer Attacke schnell von der Leine zu lassen. Zudem gelte es, 20 bis 50 Meter Abstand zu halten, die Tiere nicht zu erschrecken, ihnen nicht in die Augen zu schauen sowie keinesfalls die Kälber zu streicheln. "Kommt es zu einer Gefahrensituation, muss man ruhig bleiben, nicht davonlaufen und den Tieren nicht den Rücken zukehren", so Kössler. (APA, 30.7.2014)