Wer billig baut, steht am Ende dumm da. In dieser verständlichen Performance von Gaëtan Rusquet gerät ein Trio in ernste Nöte.

Foto: Ottiker

Wien - Im Vergleich zu den Blattschneiderameisen ist die Krone der Schöpfung beim Errichten von Millionenstädten ein bisserl primitiv. Was die Zweibeiner-Spezies nicht daran hindert, auf Teufel komm raus zu bauen, als gäbe es kein Morgen.

Für dieses blinde und deswegen letztlich zerstörerische Draufloswursteln hat der belgische Choreograf und Künstler Gaëtan Rusquet eine passende Metapher gefunden. Diese zeigt er jetzt in Form seiner jüngsten Performanceinstallation Meanwhile in der Mumok-Hofstallung bei Impulstanz.

Zwei Männer und eine Frau, ernsthafte und fleißige Leute, stapeln Ziegel auf tischartige Podeste. Die Luft ist von einem bedrohlichen Dröhnen erfüllt, das an das Düsengeräusch eines Jets erinnert. Gebaut wird an einem Haupt- und einem Nebenschauplatz.

An dem Letzteren geschieht etwas Seltsames. Der Baugrund fängt an zu vibrieren, das Gebaute beginnt zu wandern, bis es zerfällt. Trotzdem wird am Hauptschauplatz weitergebaut. Dort entsteht eine hohe Mauer.

Rusquet, der bisher nicht nur in Brüssel, wo der 30-Jährige lebt und arbeitet, Aufmerksamkeit erregt hat, macht es spannend. Sein Tanz braucht keine Körper als menschliche Prothesen der Wirklichkeit. Seine Tänzer sind Arbeiter. Sie machen etwas Konkretes.

Daher kann der Tanz in Meanwhile dort ansetzen, wo sich alles entscheidet: bei verborgenen, unkontrollierbaren Prozessen, wie sie permanent um und in uns ablaufen.

Sobald der Grund unter der großen Mauer zu vibrieren beginnt, ist sie nicht mehr zu halten. Nach ihrem dramatischen Fall beginnen die drei netten Leute, ohne eine Miene zu verziehen oder eine andere Methode zu verwenden, in dieser brillanten Arbeit mit dem Wiederaufbau. Gelernt haben sie nichts. (Helmut Ploebst, DER STANDARD, 31.7.2014)