Ö3-Moderatorin Elke Lichtenegger lieferte den Stein des Anstoßes.

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Seit Elke Lichteneggers Befund über österreichische Musik (und dem gewaltigen Shitstorm dazu) läuft diese Musik häufiger auf Ö3: Der Anteil heimischer Interpreten auf Ö3 stieg von sieben Prozent im April ruckartig auf 13 Prozent im Mai und Juni. Im Juli lag er bei elf Prozent.

Die Hörerinnen und Hörer haben offenbar nichts gegen mehr Musik aus Österreich: Der Marktanteil von Ö3 beim Publikum ab zehn Jahren blieb laut gerade veröffentlichtem Radiotest stabil bei 31 Prozent, jener in der jüngeren Zielgruppe von 14 bis 49 Jahren liegt nach 41 bei 42 Prozent österreichweit.

Im April tauchte auf Facebook der Ausschnitt einer Okto-Sendung auf: Ö3-Moderatorin Lichtenegger vermutete da hinter Störgeräuschen "irgendeine österreichische, vollkommen unbekannte Band, die halt irgendwie versucht, uns ein Lied zu verkaufen, das wir aber nicht wollen, weil es wahrscheinlich ganz schlecht ist". Ö3-Chef Georg Spatt entschuldigte sich rasch.

Quelle: Sparte Film- und Musikwirtschaft der Wirtschaftskammer. Mehr Zahlen hat Hannes Tschürtz auf seinem Blog zusammengestellt.

Neue Daten zur Österreich-Quote liefert die Sparte Film- und Musikwirtschaft der Wirtschaftskammer. Quellen sind die computergenerierten Trackservices der ORF-Radiosender. Ein automatisiertes System wirft die Interpreten und Titel aus. Durch diese Methode entstehen leichte Unschärfen, die die Tendenz aber kaum beeinflussen.

In den zwölf Monaten von Juli 2013 bis Juni 2014 wurden 113.399 Titel erfasst, wovon 7.233 österreichischen Interpreten zurechenbar waren. Das ergibt für diesen Zeitraum rund sechs Prozent.

Quelle: Sparte Film- und Musikwirtschaft der Wirtschaftskammer

Unter allen ORF-Radios - Ö1 wird nicht ausgewiesen - hat nur Radio Wien mit sieben Prozent ähnlich wenig Österreich-Anteil wie Ö3. Die anderen Bundesland-Radios liegen zwischen 17 (Vorarlberg) und 24 (Steiermark, Burgenland) Prozent, FM4 kommt auf 19.

Nach Lichteneggers Aussage kündigte Radiodirektor Karl Amon auf derStandard.at an, den Österreich-Anteil sukzessive zu erhöhen: „Bei Ö3 peilen wir heuer über zehn Prozent an.“ Einen „leichten Anstieg“ bestätigt er nun: „Diese Tendenz zeigt, dass die Entwicklung definitiv in die richtige Richtung geht.“

Der ORF hat sich 2009 in einer „Musikcharta“ mit Branchenorganisationen zu 33 Prozent Österreich-Anteil über alle Radiokanäle verpflichtet. Für Ö3 wurde eine Mindestquote von 15 Prozent vereinbart. Beide Werte wurden mit 1,5 Prozentpunkten Toleranz vereinbart.

Die freiwillige Vereinbarung läuft Ende 2014 aus. (Florian Gossy, DER STANDARD, Langfassung, 31.7.2014)

Update: Ein User hat sich die Unterschiede in der Österreicher-Quote von Ö3 im Tagesschnitt und Ö3 in der Nacht (von 0 bis 5 Uhr) gewünscht. Hier ist die Grafik:

Noch ein Update: Kollegin Lisa Stadler hat zwei Spotify-Playlists mit den beiden Top-10-Listen gestaltet.