München - Probleme in Russland und im Geschäft mit Golfausrüstung machen Adidas stärker zu schaffen als bisher eingeräumt. Der Sportausrüster schockierte Anleger am Donnerstag mit einer Rücknahme seiner Umsatz- und Gewinnziele.

Die Abwertung von Auslandswährungen wie dem Rubel, anhaltend enttäuschende Nachfrage nach Golfausrüstungen und die teure Werbeschlacht zur Fußball-WM hätten positive Beiträge der Kernmarken Adidas und Reebok weitgehend zunichtegemacht, erklärte der Konzern. Adidas kündigte einen Konzernumbau an.

Die Nachrichten schickten die Aktie auf Talfahrt, mit einem Minus von fast 10 Prozent war sie mit Abstand größter Verlierer im Leitindex DAX. "Das ist für viele eine Riesenenttäuschung - gerade nach der Fußballweltmeisterschaft", sagte ein Händler.

Adidas rechnet im Gesamtjahr nur noch mit einem Gewinn von 650 Mio. Euro, nachdem Vorstandschef Herbert Hainer den Aktionären bisher 830 bis 930 Mio. Euro versprochen hatte. Der Umsatz werde möglicherweise nur um einen mittleren einstelligen Prozentbetrag steigen statt um einen hohen einstelligen Prozentbetrag. Den Wertverlust zahlreicher Auslandswährungen, der die Einnahmen in Euro schmälert und dem Konzern seit Längerem zu schaffen macht, berücksichtigt Adidas in seiner Umsatzprognose noch nicht einmal.

Währungseffekte

Im zweiten Quartal bremsten Währungseffekte den Umsatzanstieg des Konzerns. Die Erlöse legten um zwei Prozent auf 3,5 Mrd. Euro zu, in lokalen Währungen belief sich der Anstieg auf mehr als 9 Prozent. Der Nettogewinn brach im Quartal von 172 Millionen Euro vor Jahresfrist auf 144 Millionen Euro ein.

Auch die mittelfristigen Ziele seien nun nicht mehr wie bisher geplant bis 2015 erreichbar, erklärte Adidas. Konzernchef Hainer hatte dies bereits auf der Bilanzpressekonferenz im März angedeutet und die Aktionäre auf der Hauptversammlung im Mai darauf vorbereitet. "Ich bin überzeugt, dass wir ohne Währungseffekte die meisten, wenn nicht sogar alle operativen Route-2015-Ziele erreichen werden", hatte Hainer im Mai gesagt und hinzugefügt: "Es könnte allerdings etwas mehr Zeit in Anspruch nehmen, als wir ursprünglich gedacht haben."

Adidas will nun in Russland weniger neue Geschäfte eröffnen und zugleich mehr Geschäfte schließen als bisher geplant. Zahlen nannte der Konzern nicht. Die Krise im Zusammenhang mit dem Konflikt in der Ukraine, die den Kursverfall des russischen Rubel beschleunigte, erhöhe auch die Risiken für die Kauflaune der Kunden, erklärte der Konzern zur Begründung. Die Tochter TaylorMade-Adidas Golf, der vor allem eine nachlassende Begeisterung in den USA für den Golfsport zu schaffen macht, solle umgebaut werden. Außerdem solle die für Marken und Verkauf zuständigen Konzernteile stärker auf Effizienz getrimmt werden. Zugleich will der Konzern das Wachstum seiner Marken Adidas und Reebok mit höheren Werbeausgaben fördern. (APA/Reuters, 31.7.2014)