Wien - 14 Prozent der Krankenstandsfälle in Österreich entfielen im Jahr 2012 auf Erkrankungen des Muskel- und Skelett-Apparates. Auch bei den Neuzugängen zur Invaliditätspension liegen Leiden in diesen Bereichen mit 33 Prozent an vorderster Stelle, hieß es am Donnerstag bei einer Pressekonferenz in Wien.

"Betriebe sind verpflichtet, Maßnahmen zu setzen", sagte Erich Pospischil, Leiter des Arbeits- und Sozialmedizinischen Zentrums Mödling. Neben einer falschen Sitzhaltung durch ungeeignetes Büromobiliar oder falsche Hebebewegungen spielt auch das psychische Wohlbefinden der Arbeitnehmer eine wichtige Rolle: "Wer im Betrieb wenig soziale Unterstützung erfährt, ist eher belastet", erklärte Pospischil. Besteht keine Möglichkeit, den eigenen Arbeitsraum zu gestalten (beispielsweise bei Fließbandarbeit), wird das Risiko für chronische Beschwerden im Muskel-Skelettsystem erhöht.

Medikamenteneinnahme

Durch die angespannte Arbeitsmarktsituation würden laut Pospischil zudem immer mehr Personen versuchen, mit Medikamenten und Schmerztherapien weiterhin am Arbeitsplatz anwesend zu sein. "Diese Menschen sind in ihrer Leistung erheblich eingeschränkt. Kluge Firmen berücksichtigen das und entwickeln mit Experten entsprechende Strategien, wie man dem begegnen kann", so Pospischil. Zwar würde die Gesundheit der Arbeitnehmer immer mehr von Unternehmen wahrgenommen, trotzdem gäbe es noch weiteren Verbesserungsbedarf.

Körperschonendes arbeiten

Für besonders belastende Berufe im Bau- und Baunebengewerbe bietet die Allgemeine Unfallversicherungsanstalt (AUVA) das Programm "baufit". "Zwei Drittel der Arbeiter in diesem Bereich haben Lendenwirbelprobleme", erklärte Erich Bata von der AUVA Wien. In zwei Einheiten zu je 20 Minuten pro Woche zeigen Trainer den Arbeitern, wie sie körperschonend arbeiten können, ohne an Schnelligkeit zu verlieren. Um das Muskel-Skelettsystem der Bauarbeiter schon von Beginn an zu schonen, wird auch für Lehrlinge eine Doppelstunde pro Lehrjahr angeboten. Für Beratung und Unterstützung bei gesundheitlichen Problemen am Arbeitsplatz können sich Personen hierzulande an die Organisation "fit2work" wenden. (APA, derStandard.at, 31.7.2014)