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Alexander Pereira, umgeben von Freunden bei der Festspiel-Eröffnung: Dramen und Konflikte haben in seinem Schlusssommer bis dato keinen leichten Stand.

Foto: APA/EPA/NEUMAYR/MMV

Im letzten Regierungsjahr eines jeden Salzburger Intendanten herrscht zwar nie Grabesstille. Da es jedoch für einen scheidenden Festspielkanzler (nun ist es Alexander Pereira, der nach drei Zwistjahren weiterzieht) um nichts mehr geht als um einen würdigen Abgang, durchströmt den Kulturbezirk vor allem friedliche Heiterkeit.

Interne Animositäten verlagern sich noch unbemerkt Richtung Nachfolger. Der Intendant wundert sich über Sympathien, die ihm zuströmen; jene, die ihn zum Teufel wünschten, danken Pereira plötzlich für spannende Jahre. Die "Seitenblicke" vermögen da nur friedliche Gesichter abzubilden.

Keine Fragen das angespannte Verhältnis von Intendant und Präsidentin betreffend. Kein Statement mehr über die hitzigen Pereira-Fights mit dem sparsamen Kuratorium, es regieren Debatten über die Vorteile eines zu überquerenden Zebrastreifens. Und da gerade der deutsche Ex-Präsident Horst Köhler vor der Premiere der Letzten Tage der Menschheit einen solchen überquert, darf er auch finden, dass man so ein Stück natürlich unbedingt "sehen muss".

Später wird man Köhler nicht mehr sehen. Er wird in der Menge der Applaudierenden, jener von der Premiere Beglückten aufgegangen sein, welche die Künstler glücklich-erschöpft in Richtung Premierenfeier entließen. Deren heitere Stimmung entging den Seitenblicken nicht. Und selbst Gregor Bloébs Wehmut (er vermisste seine Frau) hatte nichts Tragisches, obwohl er und seine Nina Proll "kurz am Telefon geweint" hätten, wie er gestand.

Sicher gab es ja ein Trostgespräch mit Köhler. Oder Pereira. Dramen und Konflikte haben in dessen Schlusssommer bis dato keinen leichten Stand. (Ljubiša Tošić, DER STANDARD, 01.08.2014)