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Schwere Lasten haben die Erste-Banker in die Halbjahresbilanz gepackt. Jetzt soll damit Schluss sein, für 2015 versprechen sie schwarze Zahlen.

Foto: APA/Neubauer

Wien - Der Regen setzte akkurat ein, als der Vorstandschef der Erste Group, Andreas Treichl, seine Pressekonferenz zu den Halbjahreszahlen 2014 begann - und eigentlich hätte es hageln müssen. Die Bank hat allein im zweiten Quartal einen Verlust von rund einer Milliarde Euro eingefahren, insgesamt betrug der Nettoverlust Ende Juni 930 Millionen. 2013 gab's noch einen Halbjahresgewinn von 302 Mio. Euro.

Der Grund für das verhagelte Ergebnis: Die Erste-Banker haben die Bilanz einmal mehr gesäubert. Rund 1,25 Mrd. Euro sind für die Aufräumarbeiten (fast nur) in Rumänien und Ungarn aufgewendet worden. Zu hohen Wertberichtigungen auf Kredite kam die Firmenwertabschreibung der rumänischen Erste-Tochter BCR. Die hat das Spitzeninstitut der österreichischen Sparkassen 2006 mehrheitlich gekauft, 2008 dann ganz - insgesamt legte man für die BCR mehr als vier Mrd. Euro auf den Tisch. Jetzt wurden ihr restlicher Firmenwert (319 Mio. Euro), Kundenstock und Marke auf null abgeschrieben, was zusammen 854 Mio. Euro gekostet hat.

BCR-Firmenwert abgeschrieben

Schon in den Vorjahren wurde der BCR-Firmenwert scheibchenweise abgeschrieben. Genau "mit diesen jährlichen negativen Überraschungen für die Anleger" nach dem jeweiligen Werthaltigkeitstest der Beteiligungen will er Schluss machen, erklärte Treichl. Abseits dessen hat sich die Erste auf den Bankenstresstest vorbereitet und Problemkredite schneller als geplant abgebaut - was ebenfalls auf die Bilanz drückt.

Vorgesorgt wurde auch für Ungarn. Dort zwingt ja der Staat die Banken, rückwirkend Zinsen und Gebühren für (Fremdwährungs-)Kredite zu senken - wofür die Erste nun 130 Mio. Euro zurückgelegt hat. Fürs zweite Halbjahr rechnet Treichl mit Vorsorgen von 170 Mio. Euro. Fremdwährungskrediten im Volumen von zwei Mrd. Euro hat die Erste in Ungarn noch draußen.

Kein Rütteln am Osten

Die Oststrategie der Erste Group stellt Treichl trotz alledem nicht infrage: "Unser sehr klares Ziel ist es, größte Retailbank in Osteuropa zu sein". Für die BCR habe man zwar in den vergangenen Jahren viel bezahlt, aber: "Reden wir in drei Jahren weiter." Auch Ungarn, wo die dortige Bank in ihren 13 Jahren "mehr Geld verloren als verdient hat" (Treichl), wird die Erste Group nicht verlassen. Das Geschäft werde sich erholen, und man denke langfristig, erklärte der Bankchef und bewies das auch gleich: "Wir haben in Ungarn die erste Sparkasse 1826 eröffnet, das Land gehört zu uns."

Zurück, oder nach vor, ins Jahr 2014. Mit den jetzigen Maßnahmen will Treichl endgültig aufgeräumt haben: "Von uns wird es keine schlechten Überraschungen mehr geben." Die ganz schlechte für 2014 (Ankündigung eines Jahresverlusts von 1,4 bis 1,6 Mrd. Euro) wurde den Anlegern ja schon Anfang Juli serviert. Sie reagierten denn gelassen auf die neuesten Zahlen: Die Erste-Aktie fiel um mehr als ein Prozent.

Befreundete Aktionäre

Um die Balance im Sparkassensektor und die Sperrminorität der befreundeten Aktionäre dürfte sich Treichl keine Sorgen machen. Großaktionär Sparkassen-Stiftung hält 20,2 Prozent und hat noch 600 Mio. Euro Schulden, die sie aus Dividenden bedient. Dass es da beim Dividendenausfall fürs Jahr 2014 Probleme geben könnte, glaubt Treichl nicht. Die Stiftung sei liquide, reduziere ihre Schulden, erfülle ihre soziale Aufgabe.

Für 2015 erwartet Treichl einen "adäquaten Nettogewinn", die Quote an faulen Krediten gehe zurück. Ob er in letzter Zeit einmal an Rücktritt gedacht habe? Treichl verneint: "Man härtet ab mit der Zeit." Er wolle seinen Vertrag (läuft bis Mitte 2017) ausdienen. Das Ondit, dass er noch keinen Nachfolger aufbaut, weist er zurück: "Selbstverständlich haben wir eine Nachfolgeplanung." (gra, DER STANDARD, 1.8.2014)