Ja, man kann diese Geschichte als kottanesken Klamauk erzählen, als Geschichte einer Polizeistreitmacht, die tut, was sie dieses Jahr praktisch immer tut, wenn sie aufmarschiert - sich lächerlich machen.

Aber der ernste Kern der Geschichte ist die von der Auseinandersetzung darüber, was Stadt sein soll. Zunehmend gentrifiziertes Stadtquartier, geschrubbt, geputzt und klinisch keimfrei, Konsumzone, Investorenbeute, Beton gewordene Finanzanlage, disneyfiziert, mit High-Qualitity-Wohnraum für das zahlungskräftige Publikum, wo normale Leute verdrängt werden oder schon bis zu 50 Prozent ihres Einkommens für Wohnen bezahlen; oder lebendige Stadt, auf die alle ein Recht haben. "Recht auf Stadt", das ist das Thema urbaner Kämpfe von Brooklyn über Paris, von Hamburg über Berlin bis eben auch Wien.

Stadt, das ist Piazza, städtisches Leben, das sind Lichter der Großstadt, die Cafés, ja, natürlich auch die Kaufhäuser, Umherschweifen und Flanieren, unzählige Passanten, von denen jeder zum Freund oder zur Freundin werden kann, die meisten aber Unbekannte bleiben. Stadt, das ist auch Chaos und Konflikt, Aufeinanderprallen von Milieus, aber auch Zusammenleben unterschiedlichster Bevölkerungsgruppen. Kreative, und manchmal auch explosive Mischung. Stadt ist auch rebellisch. Fast alle Revolten der Geschichte waren städtische Revolten. (Robert Misik, derStandard.at, 3.8.2014)