STANDARD: Seit Panama 1999 die Kontrolle über den Kanal hat, ist das Land wirtschaftlich enorm gewachsen. Welche Folgen hatte das für die Umwelt?
Banfield: Eine ganze Reihe. Das Abholzen der Wälder und Mangroven für Immobilienprojekte etwa hat zu mehr Überschwemmungen und Erosion geführt.
STANDARD: Und inwiefern beeinträchtigt das den Kanal?
Banfield: Damit der Kanal funktioniert, brauchen wir Süßwasser. Die Kanalverwaltung hat das die vergangenen 100 Jahre gut hinbekommen. Sie hat die Wälder rund um die Flüsse geschützt. Aber in den letzten Jahren hat sich ein blinder Fortschrittsglaube ausgebreitet, und die Umwelt hat immer mehr an Bedeutung verloren.
STANDARD: Wird der Ausbau das noch verschärfen?
Banfield: Ja, denn der neue Kanal wird mehr Wasser brauchen. Zum anderen nimmt die Verschmutzung des Grundwassers zu. Wir haben Hoffnung, dass sich das unter der neuen Regierung ändert und die Umwelt nicht mehr nur administrativer Wurmfortsatz ist.
STANDARD: Warum hört man so wenig auf die Umweltschützer?
Banfield: Der Kanal ist unser Nationalstolz. Er symbolisiert die Entstehung unseres Landes, denn seinetwegen gelang uns die Unabhängigkeit von Kolumbien. Danach war er fast 100 Jahre lang eine US-Enklave. Die Rückgabe des Kanals bedeutete für uns volle Souveränität und einen Entwicklungsboom. Für die Panamaer ist es daher sehr schwierig, die negativen Seiten des Kanals zu akzeptieren. (Sandra Weiss, DER STANDARD, 4.8.2014)