Salzburg - So schön kann das Gehörte gar nicht sein, dass nach einer Symphonie nicht Pausenbedarf aufkommt. Während sich die Philharmoniker also nach Bruckners vorzüglich dargebotener 2. Symphonie umgruppieren, um sich zusammen mit dem Chor für das Te Deum zu rüsten, geht eine signifikante Publikumsmenge Richtung Ausgang. Es muss schon Intendant Alexander Pereira erscheinen, um die vollkommene Leere des Großen Festspielhauses zu verhindern - "Meine Damen und Herrn, es ist keine Pause!"

Die Botschaft erreichte nicht alle, weshalb einige Plätze beim Te Deum leer blieben. Immerhin hatten die draußen Ausharrenden aber gehört: Philippe Jordan, der unlängst in Bregenz quasi seinen offiziellen Einstand als Chef der Wiener Symphoniker bestritt, legte Bruckner leicht und zügig an, wobei er die Philharmoniker - mehr als Herbert Blomstedt unlängst bei der Achten - das Wehmütig-Poetische ausspielen ließ.

Dennoch: Die Kantilenen wirken nie verzärtelt, und auch Bombastisches stellt sich bei den Erhebungen ins Kolossale nie ein. Bei Jordan vermittelt sich jedwede Struktur ausgewogen, jedoch ohne Eindringlichkeit einzubüßen. Unprätentiös schweben die Hörner über den Streicherpizzicati im Adagio; suggestiv entfaltet sich im Scherzo das Dramatische, bis sich im Finale alles Motivmaterial elegant verquickt.

Jordans Ansatz war so uneitel wie wirkungsvoll - auch beim Te Deum. Wobei mit Olga Peretyatko, Sophie Rennert, Pavol Breslik, Tobias Kehrer und der Konzertvereinigung Wiener Staatsopernchor kundige vokale Kräfte zur Stelle waren, um Jordans Absichten intensiv an jene, die dageblieben waren, zu transportieren. (tos, DER STANDARD, 4.8.2014)