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Die Tochter dieser Frau wurde am Montag noch vermisst.

Foto: ap/A.M. Ahad

Dhaka - Beim Untergang einer offenbar überladenen Fähre sind in Bangladesch vermutlich mehr als hundert Menschen ertrunken. "118 Passagiere werden nach Angaben von Angehörigen vermisst", sagte Behördenvertreter Saiful Hasan am Dienstag. Seinen Angaben zufolge befanden sich wohl mehr als 200 Menschen an Bord der Fähre, obwohl das Schiff offiziell nur für 85 Passagiere ausgelegt war.

Rund hundert Menschen überlebten das Unglück. 24 Stunden nach dem Untergang der Fähre dauerte die Suche nach dem Wrack am Dienstag an.

Das Unglück hatte sich am Montag etwa 30 Kilometer südlich der Hauptstadt Dhaka im Bezirk Munshiganj ereignet. Zunächst wurden zwei Leichen geborgen. "Es gab keinen Sturm, es war aber bewölkt und das Wasser war unruhig", berichtete ein Überlebender. Es habe "riesige Wellen" gegeben, von denen eine die Fähre erfasst habe. "Ich konnte mich aus einem Fenster retten, die Fähre ging schnell unter."

Proteste der Angehörigen

Nach demUnglück haben Hunderte Angehörige von Vermissten aus Frust über die langsamen Rettungsarbeiten eine der wichtigsten Straßen des Landes blockiert. "Es ist frustrierend, weil kaum etwas vorangeht. Wir bekommen auch keine Informationen über das Schicksal der Vermissten", sagte der Demonstrant Faysal Ahmem am Dienstag.

Die Familien der Vermissten demonstrierten eine Stunde lang auf der Überlandstraße, die den Südwesten des Landes mit Dhaka verbindet. Sie gaben die Straße erst frei, als die Behörden ihnen versicherten, sie würden die Bergungsarbeiten beschleunigen. Schifffahrtsminister Shahjahan Khan erklärte, die Helfer würden mit Sonargeräten nach der gesunkenen Fähre suchen, die in dem Hunderte Meter breiten Fluss zunächst verschwunden blieb.

In Bangladesch, das von mehr als 230 Flüssen durchzogen ist, sind Fähren ein wichtiges Transportmittel. Immer wieder kommt es in dem armen, dicht bevölkerten Land zu tragischen Schiffsunglücken, weil die Fähren alt sind, die Sicherheitsregeln nicht eingehalten oder zu viele Passagiere aufgenommen werden. Im Mai kamen bei einem Unglück im Zentrum des Landes dutzende Passagiere einer Fähre ums Leben. Im März 2012 waren in der gleichen Region etwa 150 Menschen gestorben, als ihr Schiff nachts mit einem Ölkahn kollidierte. (APA/red, derStandard.at, 4.8.2014)