Illustration des Weltraummülls, der unsere Erde umgibt.

Foto: ESA

Wien - Am Dienstag, 5. August 2014 ist dem Nanosatelliten UniBRITE der Universität ein Stück Weltraumschrott eines chinesischen Wettersatelliten gefährlich nahe gekommen - doch die Begegnung ging gut aus für den 20 Zentimeter großen Forschungssatelliten. Zu Mittag verkündet die Uni Wien die frohe Botschaft: Das automatische Kontrollsystem der Bodenstation in Toronto habe am 5. August, um 07:31, also etwa 5 Stunden nach der kritischen Begegnung im Weltraum gemeldet, dass es für 9,5 Minuten Funkkontakt mit UniBRITE gab.

"Die zunehmende Nutzung des Weltraums verursacht immer mehr Weltraummüll, der eine Gefahr für das langfristige Funktionieren unserer Satelliten, ja sogar für die Nutzbarkeit des Weltraums überhaupt bedeutet", erklärte Astrophysiker Werner Weiss von der Universität Wien. "Dieser Müll besteht nicht nur aus funktionslosen Satelliten, sondern auch aus abgestoßenen Raketenteilen und anderen materiellen Rückständen."

BRITE-Mission im Vorjahr gestartet

Die österreichischen Nano-Satelliten "Tugsat-1" und "UniBRITE" wurden 2013 als erste von insgesamt sechs Satelliten der Mission "BRITE" ins All geschickt. Vier der bislang gestarteten fünf BRITE-Satelliten sammeln bereits Daten über Helligkeitsschwankungen massiver, sehr heller Sterne. Astronomen erwarten sich davon neue Aufschlüsse über die inneren Vorgänge der Himmelskörper. Lediglich mit dem kanadischen BRITE-Montreal konnte bis dato noch kein Kontakt hergestellt werden. "Wir vermuten, dass wegen einer technischen Panne unmittelbar nach dem Freisetzen von BRITE-Toronto dieser Satellit nicht von der Endstufe der Trägerrakete abgelöst wurde", so Weiss.

Teil von "Fengyung 1C"

Diese Woche erreichte die Astrophysiker der Universität Wien eine Warnung der US-Organisation Space-Track, dass ein Schrottteil eines chinesischen Wettersatelliten am 5. August UniBRITE auf etwa neun Meter nahe kommen würde, mit einer möglichen Abweichung von plus/minus drei Metern. Konkret handelte es sich dabei um einen Teil von "Fengyung 1C", einem 1999 gestarteten chinesischen Wettersatelliten, der 2007 im Rahmen eines chinesischen Anti-Satelliten-Raketentests zerstört wurde. Übrig blieben zahllose Teile, die als Weltraumschrott die Erde umkreisen.

Schleppende Verhandlungen von Rechtsnormen

Gegen die von Weltraumschrott ausgehenden Gefahren wird laut Uni Wien derzeit vor allem mit zwei Strategien vorgegangen. Die eine ist die physische Beseitigung von Schrottrümmern durch technische Maßnahmen; die andere umfasst rechtliche Regelungen, um künftig die Entstehung von Weltraummüll überhaupt zu verhindern.

Die Verhandlungen im Rahmen von UNCOPUOS (United Nations Commitee on the Peaceful Uses of Outer Space Law) über die rechtlichen Regelungen gehen allerdings nur zögerlich voran. Von österreichischer Seite ist Irmgard Marboe, Leiterin der Kontaktstelle für Weltraumrecht des European Centre for Space Law der Europäischen Weltraumagentur (ESA) maßgeblich an der Entwicklung von Rechtsnormen beteiligt. Marboe ist an der Abteilung für Völkerrecht und Internationale Beziehungen der Universität Wien tätig. (APA/red, derStandard.at, 5.8.2014)