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Großprojekt in Salzburg: Pianist Rudolf Buchbinder.

Foto: Marco Borggreve/dpa

Salzburg - Zum ersten Mal in der Geschichte der Salzburger Festspiele wagt sich ein Pianist, also Rudolf Buchbinder, an die Gesamtaufführung aller 32 Klaviersonaten von Ludwig van Beethoven. Und auch sonst ist da einiges los: Unitel
wird die sieben Abende mitfilmen.

Und Buchbinders Buch "Mein Beethoven. Leben mit dem Meister", eine Komponistenbiografie entlang dessen Klavierwerken, ist im Sacher an der Salzach vorgestellt worden - unweit also des Großen Mozarteumsaals, wo der Zyklus nun begann. Bei der ersten (f-Moll) und der zehnten Sonate (G-Dur) schöpfte Buchbinder mit großen Gesten aus dem pianistischen Vollen, eher einheitlich laut und im Anschlag eher wenig differenziert. Nicht immer organisch perlten die feinen Triller im Allegro oder die Läufe im Scherzo der G-Dur-Sonate.

Mit der Sonate Es-Dur op. 27/1, "Sonata quasi una fantasia", schlug Buchbinder dann aber ein anderes Blatt auf, hielt die attacca subito aufeinanderfolgenden Sätze im Schweben und gestaltete die Übergänge spannungsvoll.

An die "Sturm"-Sonate d-Moll op. 31/2 ging er differenziert (dynamisch und organisch in Anschlag, Phrasierung und Tempo) heran. Mit den geheimnisvollen Arpeggien, also jenen einzeltonweise angeschlagenen Akkorden im erstem Satz ließ Buchbinder immer wieder die Zeit "anhalten", um den Kreisel der formal sehr freien "Sonate" erneut mit angriffigem Elan anzupeitschen. In der vorwärtsdrängenden Sonate Es-Dur op. 31/3 ("Die Jagd")
gab es im Presto wohl ein paar Turbulenzen am Gatter; aber alle Reiter blieben mit Stil und Haltung im Sattel. So ist man den Sonaten des ersten Abends im Buchbinder'schen Beethoven-Zyklus nicht immer mit angehaltenem Atem, aber immer mit regem Interesse gefolgt.

"Das Finale der 'Pathétique'", kündigte Buchbinder seine erste Zugabe an und fügte hinzu: "Von Beethoven." Der Intendant und Pianist wird seine Pappenheimer kennen, wobei das Publikum in diesem Salzburger Festspielkonzert vorbildlich konzentriert bei der Sache war. Die zweite Zugabe war übrigens eine wirklich spritzig musizierte Bagatelle - auch von Beethoven. (klaba, DER STANDARD, 5.8.2014)