Ein Gesichtsfeldausfall kann die Konsequenz eines Schlaganfalles oder einer Verletzung im Gehirn sein. In der Vergangenheit wurden schon verschiedene Therapie- und Trainingsmethoden entwickelt, um die Sehfähigkeit zu verbessern. Zuletzt hatte ein Forscherteam an der Ruhr-Uni Bochum eine Methode entwickelt, den Sehbereich mit Hilfe von gerichteten Schallreizen zu verbessern.

Abgestorbene Sehzellen

Ein Gesichtsfeldausfall, etwa eine "homonyme Hemianopsie", liegt dann vor, wenn Schlaganfälle oder Verletzungen den Gehirnbereich schädigen, der Informationen des Sehsinns verarbeitet. Am häufigsten betroffen ist der primäre Sehkortex. Das ist die erste Verarbeitungsstation für visuelle Reize in der Großhirnrinde. Je mehr Nervenzellen in diesem Bereich absterben, desto größer ist der erblindete Teil des Sehfeldes. In den meisten Fällen ist eine Hälfte des Sehfeldes betroffen (rechts oder links). Man spricht dann von einer Hemianopsie.

In ihrer ersten Studie hatte das Bochumer Forscherteam Geräusche zur Behandlung von Gesichtsfeldausfällen eingesetzt. Das heißt: Patienten hatten Geräuschen gelauscht, die aus verschiedenen Richtungen, rechts oder links, gegeben wurden. Die Forscher hatten vor und nach dieser akustischen Stimulation einen Sehtest durchgeführt.

Verbesserte Wahrnehmung

Während die Sehleistung in der intakten Sehfeldhälfte konstant blieb, steigerte sich die Anzahl an richtigen Antworten in der blinden Hälfte nach der akustischen Stimulation. Diese Verbesserung der Wahrnehmung von Patienten hielt jedoch nur anderthalb Stunden an. Aus diesem Grund möchten die Forscher ihre Untersuchung noch weiterführen und suchen Probanden mit homonymer Hemianopsie - Interessierte können sich per Mail melden.

Das geplante Forschungsprojekt soll der Frage nachgehen, ob die wiederholte Anwendung dieser Methode über einen längeren Zeitraum die Sehfunktion von Patienten in einem stärkeren Maße verbessern kann. Dabei wird die Wirksamkeit verschiedener Formen des Sehtrainings mit akustischer und visueller Stimulation verglichen. Das Ziel der Forscher ist, Methoden zu entwickeln, die im Sinne einer medizinischen Rehabilitation auch in heimischer Umgebung anwendbar sind. (red, derStandard.at, 4.8.2014)