Frankfurt/Wien - Es gab Zeiten, da hätte die drohende Rettung eines strauchelnden Finanzinstituts auch einen europäischen Staat unter Druck gebracht. Doch am Montag reagierten die Finanzmärkte auf das eilig am Wochenende geschnürte Hilfspaket für die portugiesische Großbank Banco Espírito Santo ruhig. Die Zinsen Spaniens sind am Montag unter 2,5 Prozent gefallen, knapp an ihrem Allzeittief. Die italienischen Renditen sind am Montag leicht zurückgegangen. Portugals Anleihen erholten sich genauso, nachdem sie vergangene Woche unter Druck gekommen waren.

"Das Auffangnetz der Europäischen Zentralbank hat so weit ziemlich gut funktioniert", sagt Fabio Fois, Ökonom bei der britischen Bank Barclays. Er fasst damit die Einschätzung vieler Marktteilnehmer zusammen. Der viel zitierte "Teufelskreis" zwischen Bank- und Staatsschulden - Bankenpleiten führen zu Probleme der Staatsfinanzen, die wiederum weitere Geldinstitute in Schieflage bringen - wird unter Analysten und Investoren immer weniger gefürchtet. Denn die EZB hat versprochen, im Krisenfall über ihr OMT-Programm Staatsanleihen zu kaufen.

Dazu kommen allmählich Verbesserungen in der Realwirtschaft erholt. So ist die Zahl der Arbeitslosen in Spanien etwa im Juli weiter gesunken, um knapp 30.000 im Vergleich zum Vormonat. Laut spanischem Arbeitsministerium ist in den ersten sieben Monaten des Jahres die Arbeitslosigkeit um knapp sechs Prozent gefallen. Seit vier Quartalen registriert das Land mittlerweile positives Wachstum.

Selbst in Griechenland schätzen Ökonomen, dass die Wirtschaft erstmals seit Ausbruch der Krise wieder gewachsen ist, im zweiten Quartal dieses Jahres. Vergangene Woche hat die Ratingagentur Moody's die Ratings von Griechenland dank des gewachsenen fiskalischen Spielraums um zwei Stufen erhöht. Die Woche zuvor waren die Bonds von Portugal mit einem Upgrade an der Reihe.

Warten auf Frankfurt

Die EZB dürfte die Erholung weiter unterstützen. Am Donnerstag treffen sich die obersten Vertreter, um über die weitere Geldpolitik zu beraten. Dabei erwarten Ökonomen keine neuen Maßnahmen, denn erst im Juni hatte die EZB die Zinsen gesenkt und neue Milliardenkredite für Geldinstitute im Herbst versprochen. "Die jüngsten Maßnahmen brauchen noch Zeit, um in der Wirtschaft zu wirken", betont Christian Schulz, Ökonom der Berenberg Bank. "Dazu muss sich die EZB noch Pulver trocken halten für das reale Risiko einer ernsthaften Eskalation der Ukraine-Krise." (sulu, DER STANDARD, 5.8.2014)