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Dietmar Kühbauer ist optimal gestartet.

Foto: APA/ Eggenberger

Wolfsberg/Wien - Es ist nicht so, dass Red Bull Salzburg zittern muss, der Wolfsberger AC sitzt nicht wirklich im Nacken. Wobei die Tabelle, die bekanntlich niemals lügt, Gegenteiliges besagt. Beide Teams haben nach drei Runden neun Zähler, nur das Torverhältnis ist beim Titelverteidiger einen Hauch besser (13:1 und 10:1). Dietmar Kühbauer, der Trainer der Kärntner, beruhigt die ohnedies nicht nervös werdenden Salzburger. "Die spielen in einer anderen Liga, hinter ihnen kommt nichts, danach gibt es viele Verfolger. Ziel kann nur sein, sich ihnen ein wenig anzunähern." Der Start sei natürlich "fantastisch" gewesen, "aber ich baue keine Luftschlösser, ich bin ja nicht verrückt. Es werden andere, nämlich schlechtere Zeiten kommen."

Die Gegenwart des WAC ist rosig, zumal die Auslosung keine Freifahrt war. 4:1 bei der Admira, 4:0 daheim gegen die Austria und am Sonntag ein 2:0 in Grödig. Kühbauers Begründungen: "Wir sind im Moment vom Kopf her sehr stark, haben Selbstvertrauen, der Teamgeist stimmt, die Neuen haben sich gut eingefügt." Die Wolfsberger haben den kleinsten Kader in der Bundesliga, die Mittel sind traditionell begrenzt. Kühbauer beschwert sich nicht. Im September 2013 ist er zum Cheftrainer bestellt worden. "Ich habe von Anfang an versucht, etwas Langfristiges aufzubauen." Die Hierarchie stimme, das Gefüge passe. "Wir haben keine Stinkstiefel dabei. Wobei Stinkstiefel gar nicht so schlecht sein müssen, hin und wieder kann und soll es ja im Fußball durchaus krachen."

Lautsprecher

Kühbauer durfte nur ablösefreie Kicker verpflichten, er entschied sich zum Beispiel für Stephan Palla, Christopher Wernitznig und Tadej Trdina. Erstgenannter hing bei Rapid nicht einmal in der Warteschleife, der Zweite ist mit Innsbruck abgestiegen, der Dritte hatte bei Grödig selten ein Leiberl. Kühbauer: "Aber ich wusste, dass sie gut sind." Eine tragende Rolle hat der ewige Joachim Standfest übernommen, er hat bereits 414 Bundesligapartien absolviert. Der 34-jährige Außenverteidiger ist für den 43-jährigen Trainer ein "Vorzeigeprofi. Er ist zwar kein Lautsprecher, aber doch ein Vorbild für alle. Seine Vorlagen sind unglaublich präzise."

Der WAC zählt nicht unbedingte zu den Klassikern auf der Landkarte, der Verein ist aber im Begriff, sich zu positionieren. Kühbauer: "Die Leute kritisieren, dass wir eine Dorfliga haben. Da können die Dörfer nichts dafür. Die Städte müssen aufwachen." Es sei klug gewesen, in der Lavanttal-Arena zu bleiben und nicht nach Klagenfurt zu übersiedeln. "Weil in Wolfsberg die Wurzeln sind." Wobei durchaus Potenzial vorhanden wäre. Zum Test gegen Chelsea (1:1) kamen fast 29.000 Zuschauer ins Wörtherseestadion. Kühbauer: "Natürlich wollten die Leute in erster Linie Chelsea sehen. Aber für uns war es eine wichtige Erfahrung, ein Reinschnuppern in die große Welt."

Am Samstag beschert die kleine Welt Altach. "Enge Partie", sagt Kühbauer. Ob er speziell nach Wolfsberg passt? "Nein, ich passe überall hin, weil ich gerne Trainer bin." Aberwitzigen, die mit der Teilnahme an der nächsten Europa League spekulieren, hält er entgegen: "Zum jetzigen Zeitpunk baut man keine Luftschlösser." (Christian Hackl, DER STANDARD, 5.8.2014)